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Thema: INTERVIEW Berliner Morgenpost - Montag, 22. September (1222-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema
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INTERVIEW Berliner Morgenpost - Montag, 22. September

Zitat
  Montag, 22. September 2003
 

[size=0px]"Ich werde nicht alt"[/size]
David Bowie über seine Tochter, die Musikindustrie und sein neues Album "Reality"


New York, vormittags. Im Gespräch mit Michael Tschernek fällt David Bowies Blick auf eine Zeitungsschlagzeile: Der US-Supreme Court hat im "Sodomy Law" des Staates Texas einen Verfassungsverstoß erkannt - und damit die sexuelle Freiheit stärker festgeschrieben.

Berliner Morgenpost: Ist das nicht mal eine gute Nachricht?

David Bowie: Fantastisch. Aber ich kann einfach nicht fassen, dass es in Amerika so eine gewaltige Neuigkeit ist. In welchem Jahr leben wir überhaupt? 1968? 1969? Ich habe mir gestern Abend das Konzert von Neil Young im Madison Square Garden angesehen. Obwohl er Republikaner ist. Er sah aus wie der junge Bob Dylan, mit Kappe, Arbeitshemd und Jeans. Dabei ist er auch bald 60 Jahre alt. Interessant und sehr amerikanisch. Ich bin also noch etwas müde.

Sie gönnen sich wenig Ruhe. Ihr Album "Reality" erscheint bereits ein Jahr nach Ihrem Erfolgsalbum "Heathen".

Ich wollte mich nicht auf die schrecklich langen sogenannten Abverkaufsperioden einlassen, die Plattenfirmen ihren Künstlern heute aufbürden. Da heißt es: "Sie können ein weiteres Album frühestens in 18 Monaten veröffentlichen, weil wir die Zeit zum Abverkauf ihres aktuellen benötigen." Lächerlich. Aber die Firmen können nicht mehr aus der Hüfte schießen. Ich habe sehr deutlich gemacht, dass ich Material veröffentlichen will, wenn ich das Gefühl habe, ein Album in mir zu tragen.

So produktiv waren Sie zuletzt in den siebziger Jahren.

Da habe ich in meinem normalen Tempo arbeiten können. Die Musikindustrie war eine völlig andere. Manchmal konnte ich drei Alben im Jahr machen. Damals, in meinen Berliner Jahren, habe ich richtig Gas gegeben. In den Achtzigern begannen die Plattenfirmen, auf die Bremse zu treten. Aber im Moment kann ich tatsächlich wieder machen, was ich will. Im Laufe eines Jahres schreibe ich 30, 40 Songs, das ist mein täglich Brot. Ich stehe morgens auf und schreibe. Man kann einfach nicht aufhören. Es ist eine Sucht.

Klingt nach gewöhnlichem, unglamourösem Tagwerk.

Wir machen um 18 Uhr Schluss. Ich verbringe viel Zeit mit meiner dreijährigen Tochter Lexy.

Kann sie schon "Daddy ist ein Popstar" sagen?

Sie weiß nicht, dass Daddy so ein Was-auch-immer sein soll. Daddy ist einfach ein großer Daddy. Vormittags besucht sie eine Schule, wo sie mit Farben, Spielen, Tanzen und Verkleiden zu tun hat - all den Dingen, die ich selbst ja immer noch gerne treibe.

Ihre Auftritte sind immer noch stundenlange Spektakel. Strengt Sie das mehr an als früher?

Die Konzerte sind ziemlich lang und ziemlich anstrengend. Es mag lächerlich klingen, aber ich boxe. Ich steige selbstverständlich in keinen Ring, um mich zu Brei schlagen zu lassen. Es bedeutet Seilspringen, Schattenboxen, Sandsack. Ich habe damit 1982 begonnen, in Vorbereitung der "Let's Dance"-Tour. In Texas hatte ich einen winzigen Kerl kennen gelernt, 100 Pfund, Amerikameister im Fliegengewicht. Aber, mein Gott, der Typ war ein Killer. Boxen passt zu einer Pop-Show: Drei Minuten auf der Bühne, eine Minute runter, wieder drei Minuten rauf, Song auf Song, Runde um Runde.

Zuletzt haben Sie an manchen Abenden werktreu ihr Album "Low" von 1977 aufgeführt. Können Sie sich alles erlauben?

Das habe ich von Brian Wilson, er hat vor zwei Jahren seine gesamten "Pet Sounds" live gespielt. Außerdem korrespondierte "Low" hervorragend mit den neuen Stücken damals.

Welcher Bowie-Klassiker wäre für eine Paarung mit "Reality" geeignet?

Vielleicht "Young Americans" von '75? Nein, ich glaube nicht dass ich so ein Doppelkonzert noch einmal geben werde. Es soll kein billiger Gag werden, nicht wie die Klischees der Kritik. Ich höre schon die Kritiker über "Reality" rufen: "Ich bin davon überzeugt, dass es sich um Bowies bestes Album seit "Scary Monsters' (1980) handelt!" Wie bei jedem meiner Alben in den neunziger Jahren. Ich kann es nicht mehr hören. Aber sie werden "Scary Monsters" wieder aus den Hüten ziehen.

Ist "Reality" ein Dank an Ihre Wahlheimat New York?

Zumindest die Anerkennung der Tatsache, dass ich seit zehn Jahren hier lebe. Wenn ich all die Zeit zusammenrechne, die ich in meinem Leben hier verbracht habe, war das mehr als in den britischen Städten, in denen ich aufgewachsen bin. Ich bin mehr New Yorker als irgendetwas anderes. Diese Stadt gleicht keinem anderen Ort der Welt. Sie ist auf ihre Art autonom, der Traum eines Schreibsüchtigen.

Mancher Song nimmt Bezug auf den 11. September 2001.

Es geht mir eher um ein Gefühl des Optimismus. Das hat vor allem mit meiner Rolle als Vater zu tun. Ich kenne mich und meinen Das-kann-mich-alles-mal-Nihilismus zu gut. Jetzt muss ich auch an andere Menschen und deren Zukunft denken. Sonst habe ich bald ein kleines Mädchen, das mir Fragen stellt: "Warum hast du so etwas gerade kurz nach meiner Geburt geschrieben? Herzlichen Dank." Ich möchte vor allem ein verantwortungsbewusster Vater sein.

Ein anderer Song heißt "Never Get Old". Sie altern nicht?

Ich dachte mir, dass es für einen Rockstar, der auf die 60 zugeht, an der Zeit wäre, verbissen zu knurren: "Und ich werde niemals alt sein". Bitte hören Sie mein Augenzwinkern!




[size=0px]David Bowie: Reality (Columbia)

Konzert: 3. November, Max-Schmeling-Halle

Der Autor war auf Einladung der Firma Columbia in New York.[/size]
    [size=0px]Quelle:[/size] http://morgenpost.berlin1.de/archiv2003/030922/feuilleton/story630637.html[/list]

    INTERVIEW Berliner Morgenpost - Montag, 22. September

    Antwort #1
    Danke fürs Posten!

    Der letzte Satz gefällt mir: "Bitte hören Sie mein Augenzwinkern." :wink:

    INTERVIEW Berliner Morgenpost - Montag, 22. September

    Antwort #2
    danke...Beate
    aber wo habe ich das nur schon einmal gelesen?(gehört) Dt. engl.? oder ähneln sich nur Passagen...
    hm. fällt schwer da noch den Überblick zu behalten.  :?

    INTERVIEW Berliner Morgenpost - Montag, 22. September

    Antwort #3
    Zitat
    aber wo habe ich das nur schon einmal gelesen...

    Ja-ja, die Floskeln die er immer wieder von sich gibt...
    Ich meine, er bringt keine normalen Antworten mehr
    zu stande.
    Er erzählt uns (dem Schreiberling) irgendwas.
    meistens sind es nur Halbwahrheiten.
    manchmal auch völlig aus der Luft gegriffene Sätze...
    z.B.
    Zitat
    Manchmal konnte ich drei Alben im Jahr machen

    ich frage mich in welchen Jahren ausser die von Berlin, hat er
    soooooo produktiv gearbeiten und mehrer Alben rausgebracht ???

    Zitat
    Im Laufe eines Jahres schreibe ich 30, 40 Songs, das ist mein täglich Brot.

    Ich lach mich weg...

    Zitat
    Wir machen um 18 Uhr Schluss. Ich verbringe viel Zeit mit meiner dreijährigen Tochter Lexy.

    was erzählt er da bloss für ein Schwachsinn.
    jetzt steht die Welttournee vor der Tür und da wird
    er sein Töchterchen bestimmt nicht oft sehen.

    Zitat
    Die Konzerte sind ziemlich lang und ziemlich anstrengend

    Also, das ist doch furchtbar...
    einerseits schreibt er, weiss ich wieviele Songs im Jahr.
    dann kommt ne Cd raus die geht
    grademal knapp 50 Min.
    und dann gaukelt er uns noch was von langen, anstrengenden
    Konzerten  vor.

    Der gute Mann sollte sich auf seine musikalischen Qualitäten
    verlassen und nicht soviel dummes Zeug quatschen. 8)

    INTERVIEW Berliner Morgenpost - Montag, 22. September

    Antwort #4
    Zitat
    danke...Beate
    aber wo habe ich das nur schon einmal gelesen?(gehört) Dt. engl.? oder ähneln sich nur Passagen...
    hm. fällt schwer da noch den Überblick zu behalten.  :?


    Ich glaube wir haben es hier mit einem Phänomen zutun, dass ich irgendwo von früher her kenne. Bowie gibt ein, in Zahlen (1!) Interview, dass vieleicht etwas länger ist und dann von verschiedenen Zeitungen/Illustrierten erworben wird. Z.B. steht die Bemerkung über seine Tochter so haargenau in der aktuellen Gala.
    Gala portrait ihn als Familienmenschen und erwirbt praktisch die entsprechende Aussage.
    In diesem Fall hat die BZ auch Teile dieses EINEN Interview erworben und deswegen wirkt es etwas aus dem Zusammenhang gerissen.
    Dies, so wurde mir einmal bestätigt, ist eine gängige Praxis. Ansonsten würde Bowie nur noch Interviews geben.
    Ausnahmen werden nur bei wichtigen Internationalen Magazinen zB.: Q oder aber als dt. sprachige Zeitung zB. dem Spiegel gewährt.
    Selbst der Musikexpress hat in früheren Zeiten immer ein Interview abgedruckt was vorher in einer englischen Zeitung erschien.
    Es ist also nicht so, dass ihm keine anderen Antworten mehr einfallen, es gibt einfach nur dieses einen Pool aus dem sich die (übrige) Presse bedienen kann.
    Und um es für den geschätzten Leser zu verpacken, werden halt die Fragen und Antworten immer wieder umgestellt und eine andere Illustration (falls vorhanden) verwendet.
    So ist beiden Seiten gedient. Die Presse hat (ihr!) Interview, Bowie für den Rest des Tages frei und das Management weiß genau welche Fragen gestellt wurden und welche Antworten gegeben wurden.
    In diesem Sinne
    Gruß
    Donizetti
    :runningdog:

    PS.: @ biff: ich finde es schon einen Unterschied ob man in seinem kleinen Kämmerlein vor sich hin dichtet, oder zweieinhalb Stunden vor einigen tausend Menschen den Affen macht!
    Und was die Anzahl von Songs im Jahr betrifft, es gibt Quantität und es gibt Qualität. Sollte er mal das Zeitliche segnen werden wir überschwemmt von bisher nie veröffentlichtes Zeugs. Man denke nur an die Beatles, oder Elvis, da wird alle Nase lang was ausgegraben. ;)
    Und es ist, weiß Gott, meistens kein Gold was da glänzt.

    Immer das gleiche ...

    Antwort #5
    Für die, die die Mottenpost heut noch kaufen wollen: Nettes, aber nicht ganz unbekanntes großes Pic drin - das Motiv vom Konzertplakat.

    Zitat
    Phänomen ..., das ich irgendwo von früher her kenne. Bowie gibt ein, in Zahlen (1!) Interview, dass vieleicht etwas länger ist
    ´
    '83 ließ es sich ganz gut beobachten: Da war eine riesige große Pressekonferenz und das ganze wurde dann x-mal verwurschtet. ... was ihn allerdings nicht davon abhält auch tatsächlich immer wieder die gleichen Sachen zu erzählen -> Radio-Interviews. Ich bin immer etwas am Schwanken. Mal denke ich, Mannnn, der erzählt aber auch immer das gleiche (zum Thema Berlin z. B. mit Vorliebe die Iggy-Geschichte mit dem Mauerkuchen und dem rostigen Benz). Und wenn ich dann sehe, wie oft er interviewt wird, staun ich wie verschieden es doch immernoch ist. Hm. Liegt auch an den Interviewern, die immer die gleichen Fragen stellen (derzeit z. B.  9-11), hm?

    Keep mulling over

    * beate *

    Re: Immer das gleiche ...

    Antwort #6
    Zitat
    ... was ihn allerdings nicht davon abhält auch tatsächlich immer wieder die gleichen Sachen zu erzählen -> Radio-Interviews. Ich bin immer etwas am Schwanken. Mal denke ich, Mannnn, der erzählt aber auch immer das gleiche (zum Thema Berlin z. B. mit Vorliebe die Iggy-Geschichte mit dem Mauerkuchen und dem rostigen Benz). Und wenn ich dann sehe, wie oft er interviewt wird, staun ich wie verschieden es doch immernoch ist. Hm. Liegt auch an den Interviewern, die immer die gleichen Fragen stellen (derzeit z. B.  9-11), hm?

    Keep mulling over

    * beate *


    Yo, klar sind es meist die gleichen Fragen im Radio und im Fernsehen. Und trotzdem wirklich, soooo viele Interviews wie uns die Presse vorgaukelt gibt er nicht.
    Hat mir mal eine Journalistin erzählt.
    Ein ganz witziges Beispiel gibt das kleine Interview von Kulturreport letztlich im TV. Da wechselt der Knabe plötzlich mittendrin das Hemd!
    Erst war's das Arte Hemd, dann ein anderes Hemd!
    Sehr verwirrend!
    Naja, da gibt es eben zwei Interviews, aber weder exclusiv für Arte noch exlusiv für Kulturreport und daraus wird eben was zusammengeschnitten.
    So nach der Art, nehme't das Zeug, macht was ihr wollt und gehe't in Frieden!
    Die Bunte hat einen Report von Q  nachgedruckt (schlecht übersetzt übrigens) und es als ihr eigenes ausgegeben.
    Als ob die Bunte ein Interview bekommt!!!!?
    HAH!
    Oder die BZ!!!!?
    HAH!
    Aber es is' doch egal. Dem Abonnenten freud's und mich auch Beate!
    Ich find's lustig!
    Gruß
    Donizetti
    :runningdog:

    INTERVIEW Berliner Morgenpost - Montag, 22. September

    Antwort #7
    Zitat
    Ich find's lustig!

    ich eher nicht, echt nicht :?
    ansonsten gebe ich dir in allem Recht Donizetti.
    Genau sooo scheint Vieles was Interviews betrifft abzulaufen und der "gemeine" Leser wird es nicht bemerken.
     Dem Sailor ist geholfen, alle können aus dem größen Pool fischen und er erscheint promomäßig hübsch verteilt in diversen Blättern.
    Um da die Zusammenhänge(woraus stammt was) zu verfolgen müsste man wirklich alle speichern und detektivisch da ran gehen. Wär doch mal was...ähm, für Leute mit vieeelll Zeit...(not me) :wink:

    Alles Erlauben?

    Antwort #8
    Zuletzt haben Sie an manchen Abenden werktreu ihr Album "Low" von 1977 aufgeführt. Können Sie sich alles erlauben?

    Was ist denn das für eine schreckliche Frage?  :eek:
    More LOW

    I'm so low
    crystal

    INTERVIEW Berliner Morgenpost - Montag, 22. September

    Antwort #9
    Zitat
    Können Sie sich alles erlauben?

    Schlichte Antwort:
    YES!!!!!!!!

    Zitat
    More LOW

    ebenfalls: YES!!!!!! :D [/color]

    Re: INTERVIEW Berliner Morgenpost - Montag, 22. September

    Antwort #10
    Zitat
    Ich wollte mich nicht auf die schrecklich langen sogenannten Abverkaufsperioden einlassen, die Plattenfirmen ihren Künstlern heute aufbürden. Da heißt es: "Sie können ein weiteres Album frühestens in 18 Monaten veröffentlichen, weil wir die Zeit zum Abverkauf ihres aktuellen benötigen." Lächerlich. ... Im Laufe eines Jahres schreibe ich 30, 40 Songs, das ist mein täglich Brot.



    ... das hat mich sehr erstaunt, das zu lesen; in meinen Ohren klangen Hours und Earthling, ja und vielleicht auch BTWN extrem lustlos. So als hätte er nunmal einen Plattenvertrag und müsse jetzt gezwungenermaßen ein neues Album rausbringen, obwohl er eigentlich gerade glücklich verheiratet und völlig uninspiriert ist. Dass er kaum drauf warten kann, neues Material zu veröffentlichen - was ich ihm für die Reality abnehm' - da wär ich bei jenen Alben ja nu gar nicht drauf gekommen.

    Keep doupting

    * beate *

    Pic

    Antwort #11

     
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