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Thema: Der Touralltag - ein Albtraum? (2403-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema
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Der Touralltag - ein Albtraum?

ich werfe mal diese Frage einfach in die Runde. Da ich selbst Musiker bin, es aber nie länger als zwei Konzerte hintereinander geschafft habe, versuche ich mir, vorzustellen, wie das sein mag, sieben (7 !!!) Monate fast jeden zweiten Tag auf der Bühne stehen zu müssen, von Ort zu Ort hechten und dann noch schlafen .....
Und das seit mehr als zwanzig Jahren, wo er das zumindest in den 70igern alle zwei Jahre so was gemacht hat und zwischenrein noch Studienalben geschrieben hat.
Das alleine ist meines Erachtens schon eine Bewunderung Wert.
 
Mich würde interessieren, wie sich solch ein Touralltag wohl abspielt? Bo ist ja Frühaufsteher und dann kommt er ja bestimmt nicht vor zwölf Uhr nachts in die Falle. Und um 18 Uhr wohl meist Soundcheck und sich die Zeit vertrödeln bis zum Gig. Diese Zeit dazwischen hab ich als Musiker immer "gehaßt". Wie reist er eigentlich? Glaube, mittlerweile fliegt er ja, trotz seiner Flugangst, oder?

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #1
mhmm... näja, er is sicher reich genug, um alles, was ihm unangenehm ist, in Grenzen zu halten. Insofern hab ich ehrlich gesagt auch nich kapiert, warum er sich so einen Horror-Tourplan gemacht hat. Hat irgendwie was masochistisches.  Warum macht er es  nich wie andere (stones? o.ä.), ein Konzert pro Woche und ansonsten ein bißchen ruhige Kugel und sightseeing?
Andererseits, er kennt ja nix anderes, so früh wie der mit der Musik angefangen hat - und davon ausschließlich lebt, insofern is er da auch Vollprofi - und durfte entsprechende Routine haben.

Gruß,Z

PS: hab ich Dich angesteckt...? :wink: sind immerhin original Sailor-Bazillen...

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #2
Zitat
hab ich Dich angesteckt...? :wink: sind immerhin original Sailor-Bazillen...


*hust,hust* ... weiß nicht, vielleicht schwirrten in Berlin noch anderweitige Original-Bazillen von ihm rum. War ja noch im neuen ufer und an seiner Haustürre/Innenhof. Vielleicht hat er da ja mal wieder vorbeigeschaut?
Hast Du die eigentlich voll in die Fr... abbekommen?

Aber ich weiß auch nicht, warum er sich in dem Alter noch so ne Mammut-Tour antun muß, drei Konzerte in der Woche hättens auch getan. Irgendwo stand´s ja schon, daß es wahrscheinlich NICHT die letzte Tour ist, aber irgendwie klingt der große Tourplan doch ziemlich arg danach, daß im Sommer nach seinen Open Airs wirklich Schluß ist. Vielleicht noch Hier und Da ein paar Gigs aber wohl keine solchen Tourneen mehr, vorallem wenn er jetzt desöfteren krank wird/noch werden sollte.

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #3
Zitat
Da ich selbst Musiker bin, es aber nie länger als zwei Konzerte hintereinander geschafft habe, versuche ich mir, vorzustellen, wie das sein mag, sieben (7 !!!) Monate fast jeden zweiten Tag auf der Bühne stehen zu müssen, von Ort zu Ort hechten und dann noch schlafen .....


Ja, smashy, ist mir auch ein Rätsel. Ich bin auch Musiker(in) und frage es mich nicht nur hinsichtlich der körperlichen Strapazen, sondern auch unter künstlerischen Gesichtspunkten:

2002 hat Bo alles in den wenigen Konzerten geben können, und ich habe Berlin persönlich als unglaublich echt und authentisch empfunden. Er war ganz bei der Sache und mit großem künstlerischem Eifer dabei. Die Instrumentalstücke von LOW waren der Hammer, es glich einer jam-session. Es wurde richtig Musik gemacht.

Aber bei einer solchen Mammut-tour kann man sich nicht jeden Abend so emotional engagieren. Es gibt dann auch mal "normale" Shows. Und das finde ich schade. Wie bei Let's dance...

Gruß von Frauke.

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #4
8O
Ein Albtraum....
Ja...ich habe es immer gesagt, dieser Terminkalender ist ein Albtraum und ich glaube halt, es wird die letzte grosse Tour für ihn.
Vieleicht wollte und will er sich auch nochmal selbst beweisen.
So eine seltsame Form des Machismo glaube ich bei diesen drei Stunden Auftritten schon zu entdecken. So nach der Art, wer ist hier der zäheste...wertes Publikum... ihr oder ICH?
Häh?
ICH HAB' WAS GEFRAGT?
"hust...röchel....."
Dazu würde auch das aktuelle Outfit passen.
Er wollte und will es uns allen zeigen und das ist ihm, weiss Gott, gelungen.
Und natürlich spielt wohl auch einwenig Masochismus eine Rolle, ich meine, singen bis die Stimmbänder glühen, dass ist schon ziemlich prall und so wollte und will er wohl auch auftreten.
Ob es an seinem Alter liegt, an dem typisch männlichen Imponiergehabe oder dem Verhalten von Platzhirschen, ich weiss es nicht.
(Das Forschungslabor forscht noch).
Ich weiss nur, mir könnte man was bezahlen, ich würde es weder machen noch körperlich oder geistig auf die Reihe kriegen - und ich bin 36!!!!
Selbst nicht mit der persönlichen Betreuung die er da so mit sich herumschleppt.
Und jetzt hat er halt überdreht und das finde ich schon etwas seltsam. Denn er ist ein Profi, er macht das seit 30 Jahren und er müsste sich (seinen Körper) und die Umstände und auch die Strapazen einer solchen Tour doch kennen wie kein anderer.
Laut diverser Biographien hat ihn die 1987er Tour schon an die Grenzen seiner physischen und psychischen (Leidens)-Fähigkeiten gebracht.
Aber ich kapiere auch nicht die Menschen die beim Iron-Men auf Hawaii mitmachen. Ich kapiere auch nicht die Tour de France Fahrer, ich gebe zu, ich schaue mir diese modernen Gladiatoren gerne an, aber ich kapier's nicht. Angeblich sollen's alle Adrenalin-Junkies sein. Vieleicht ist es sowas ähnliches. Touren bis es nicht mehr geht und dann sendet irgendeine kleine Drüse, lauter kleine Botenstoffe des Glücks durch den Körper.
Vieleicht ist es das.
:nixweiss:
Gruss
Donizetti
PS.: In dem Buch "Bowie Live in New York" gibt es ganz am Ende ein Foto. Bowie, die Kapuze seines Bademantels über das nasse Haupthaar, schaut total erledigt in die Kamera. Er sieht aus als hätte er gerade einen Schlacht hinter sich. Die Wangen eingefallen, die Augen müde, leer und, jetzt kommt das komische, er wirkt auf seltsame Art zufrieden.
Sehr zufrieden.

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #5
Zitat von: "Frauke"
Zitat
2002 hat Bo alles in den wenigen Konzerten geben können, und ich habe Berlin persönlich als unglaublich echt und authentisch empfunden. Er war ganz bei der Sache und mit großem künstlerischem Eifer dabei. Die Instrumentalstücke von LOW waren der Hammer, es glich einer jam-session. Es wurde richtig Musik gemacht.


*freu* dass ist eben auch das wunderbare an wenigen Shows, das hab ich in München letztes Jahre genauos gesehen, die Stimmung war cool und er war richtig gut drauf und spontan eben. Jetzt wirkt halt alles ein wenig arg einstudiert. Auch seine Sprüche/Späße wirken nicht mehr so, aber wenn er will, kann er ein richtig guter Entertainer/Unterhalter sein, da hab ich ne wunderbare CD von ihm, wo viel gelacht wird, zwischen den Stücken und er kleine Geschichten zu jedem Lied erzählt.

Grüße,
Daniel
P.S @ frauke: was machst Du denn für Mucke? Ich spiel Baßgitarre und hab so gut wie alles gemacht (von Funk über Rock bis zu Heavy Metal, bin aber keiner).

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #6
Er sieht aus als hätte er gerade einen Schlacht hinter sich. Die Wangen eingefallen, die Augen müde, leer und, jetzt kommt das komische, er wirkt auf seltsame Art zufrieden.
Sehr zufrieden.



genau dieses, diese kleine Drüse kann so enorme Auswirkungen auf die Psyche haben, daß man sich gerne überschätzt. Aber wer selbst Musik macht, kann das am ehesten empfinden, was das für ein Gefühl ist, seine eigenen Lieder (und das auch noch mit überdurchschnittlichem Erfolg) LIVE spielen zu können und dann auch noch so ein Publikum (außer in Stuttgart) !! Das ist der ultimative Kick, fast besser als ein Org..... Verzeihung für diese Wortwahl, aber mir fiel leider nix anderes ein.
Ich hatte selbst mal ein ähnlichs Erlebnis, als ich ne längst aufgelöste Band von mir für ein einmaliges Revival-Konzert wieder zusammengetrommelt hatte. Da haben wir über zwei Stunden gespielt und ich war fix und alle (und ich bin damals 30 gewesen), hab mich danach in eine stille Ecke im Saal gesetzt, die Hände über den Kopf verschränkt und ne Bekannte von mir meinte nur: "Du siehst so zufrieden aus ...."  :razz:
Auch dieses dürfte einer der Hauptgründe für seine Touren sein (Geld hat er ja, mittlerweile zur Genüge). Offiziell sagt er ja, "daß seine Band gerade in Höchstform ist und es sinnlos wäre, nicht auf Welttournee zu gehen." Na ja, die wahren Gründe sind aber wohl eher innere Werte.

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #7
Zitat
Aber ich kapiere auch nicht die Menschen die beim Iron-Men auf Hawaii mitmachen. Ich kapiere auch nicht die Tour de France Fahrer, ich gebe zu, ich schaue mir diese modernen Gladiatoren gerne an, aber ich kapier's nicht. Angeblich sollen's alle Adrenalin-Junkies sein. Vieleicht ist es sowas ähnliches. Touren bis es nicht mehr geht und dann sendet irgendeine kleine Drüse, lauter kleine Botenstoffe des Glücks durch den Körper.

das sind die Endorphiene !!!!!!
und die bewirken tatsächlich ein sensationelles Glücksgefühl.
Glaub's mir.
Wenn Du Deinem Körper Höchstleistungen abverlangst, in einem Bereich der Dir Freude bereitet, dann schüttet er diese Glückshormone aus und Du erlebst die Situation in einem kaum beschreibbaren Glückszustand, dass Dir jegliche Strapazen von vorher vollkommen egal sind.

Das kommt vielleicht nicht jedesmal und auch nicht gleich beim ersten mal, aber irgendwann erlebst Du es - zum ersten Mal - und dann weißt Du, dass es das Gefühl gibt, und dass Du es wieder erreichen kannst und Du versuchst es wieder und wieder und..............

lg
michi
*mittlerweile endorphinsüchtig*
 :-D

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #8
besser hätt ich´s nicht ausdrücken können, Michi, dass ist ähnlich wie beim verliebt sein, wenn die Schmetterlinge kommen .... :D

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #9
Könnten nicht auch Existenzängste hinter dem ganzen Zirkus stecken? Wenn der Musikmarkt dermaßen am Zusammenbrechen ist, muss er vielleicht wirklich touren, um im Gespräch zu bleiben. Auch finde ich es merkwürdig, dass er ständig irgendwelche Neuauflagen oder Special Editons herausgibt. Kein anderer Musiker macht das in der ausgeprägten Form. Pfründe sichern, um dann entspannt leben zu können? Glaube ich fast, nachdem ich die Sound & Vision DVD gesehen habe.

o.

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #10
Zitat
Pfründe sichern, um dann entspannt leben zu können? Glaube ich fast, nachdem ich die Sound & Vision DVD gesehen habe.
o.



Weiß nicht, ob Bo wirklich Geld braucht. Klar ist die Musikindustrie am Jammern, aber bo ist - nicht zu vergessen - mittlerweile Multimilionär!!
Und die Aktien an seiner Börse sind, trotz KaaZaa und wie sie alle heißen, doch noch als sicher eingestuft (wird aber im Moment überprüft). Vielleicht gefallen ihm seine alten Songs teilweise nicht mehr und will sie deshalb neu auflegen, so wie bei Rebel Rebel (ich finde die alte Version eh besser). Und natürlich auch, um nachhaltig im Gespräch zu bleiben. Was ihm wahrscheinlich auch gelingen wird. Aber bei der Sound & Vision DVD geb ich Dir voll recht - die ist auch nicht wirklich richtig gut und ein, zwei Fehler (inhaltliche) sind auch noch drin, bzw. ist nicht mal was von der Zusammenarbeit mit Queen erwähnt und Under Pressure erwähnt worden - schon traurig. Das einzig interessante an dieser DVD sind seine Anfänge - den Rest kennen wir ja alle eh schon.

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #11
Ich denke da besonders an die Aussagen der einen Backround-Sängerin. Ich muss da echt nochmal reinschauen, weil ich die Fakten jetzt nicht nennen kann. Aber der Gesamteindruck war schon sowas wie: Ich richte mich jetzt auf meinem Altenteil ein und zehre von den Lorbeeren. Ich gönne ihm das, aber ich verstehe nicht, dass er anscheinend solche massiven Existenzängste hat. Oder ist das eine Fehlinterpretation? Weiß nicht, ich bin ja ein Psycho-Fuzzie und maße mir an, die Programme von Menschen hinter dem, was sie sagen, erkennen zu können.
Wenn ich könnte, hätte ich ihn gerne mal als Klienten in meiner Praxis. Allerdings ohne die berühmte Couch.

o.

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #12
schätze mal Betreuung dieser Art wird er haben... :-)
(nötig haben :wink:)

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #13
Wollte mich auch nicht anbieten, ich habe lediglich einen Wunsch formuliert. Ich denke, dass Bo eh schon in den richtigen Händen ist, sonst würde er nicht so "easy going" wirken. Er hat Strategien, die ihn schützen, nicht dem Irrsinn des täglichen Wahnsinns zu verfallen. Und er selbst sagt ja auch, dass er das Monster in sich gezähmt hat und dass es heute gut aussieht und sich zu kleiden weiß. Ist ja auch eine Methode, mit den eigenen Dämonen umzugehen.

o.

Der Touralltag - ein Albtraum?

Antwort #14
Zitat
Und er selbst sagt ja auch, dass er das Monster in sich gezähmt hat und dass es heute gut aussieht und sich zu kleiden weiß. Ist ja auch eine Methode, mit den eigenen Dämonen umzugehen.


ja gut, Odivan, aber ist es nun nicht auch irgendwie langweilig? Bo ist so brav geworden und das merkt man gerade an dieser Tour. Wie bissig war z.B. noch Earthling, allein das Outfit, die Frisur. Mir fehlt der Rebel.

Zitat
P.S @ frauke: was machst Du denn für Mucke? Ich spiel Baßgitarre und hab so gut wie alles gemacht (von Funk über Rock bis zu Heavy Metal, bin aber keiner).

 
Hi Daniel, bin eigentlich Klassiker, seit ich 10 bin auf der Bühne, arbeite als Dirigentin und mit Kindern. Hab früher auf die selber bespielten Walkman-Casetten "Mozart" geschrieben, war aber Bowie drauf...weil meine Mutter ihn einfach zu strange fand für ein zartes 12jähriges Mädchen...Heute findet sie ihn auch total klasse und wir lachen darüber...
Sorry-out of topic - aber ich kann keine privat messages schreiben oder empfangen.

Also, zurück:

Zitat
Jetzt wirkt halt alles ein wenig arg einstudiert.


Frage: Fehlt Euch auch der Rebel???


Frauke

 
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