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Thema: Moby`s neues Album «HOTEL» (1697-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema
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Moby`s neues Album «HOTEL»

Zitat


Zimmer mit grandioser Aussicht

Moby checkt ins Hotel ein und wird zum New-Wave-Rocker. Sein am kommenden Montag erscheinendes neues Album, auf dem er ohne Samples auskommt und die meisten Songs selber singt, überrascht und fasziniert. «Hotel» ist beinahe ein Meisterwerk.


Moby die musikalische Wundertüte. Moby der Techno-Jünger, der Punk-Rocker, der Meister sphärischer Wohlfühl-Popmusik, die in ungezählten TV-Werbespots massenhaft Menschen mutwillig zum Kauf von Konsumgütern animierte. Zuletzt war das Album «18» eine zwar gelungene, aber wenig überraschende Weiterentwicklung jener Rezepte, die den streitbaren New Yorker 1999 mit dem phänomenal erfolgreichen «Play» zum Millionen-Seller machten. Das war Moby. Und heute? Heute checkt Moby ins «Hotel» ein. Jenen Ort, der ihn fasziniert, weil die Gäste stets das Gefühl haben, sie seien die ersten, die je dieses Zimmer betreten haben. Und doch eigentlich wissen, dass ein paar Stunden zuvor jemand Sex auf diesem Bett hatte, in diesen Räumen weinte oder die Freundin verliess. Folgen wir also dem New Yorker an den Ort des Geschehens.

Zimmer 001.
Die Türe öffnet sich. Guten Tag, sagt Moby. Wir kennen uns. Mit dem instrumentalen «Hotel Intro» beschwört der Kahlkopf jene wohlig-warme Atmosphäre herauf, die seine letzten Werke auszeichnete. Und sorgt damit für ein Stück Intimität in der Anony-mität des Hotelzimmers. Das ist als Auftakt durchaus okay, sagen wir uns und fläzen uns entspannt ins Hotelzimmersofa.

Zimmer 002. Surprise, surprise! Dieser Raum ist nicht so eingerichtet, wie wir es erwartet haben. Plüschiges Schlafzimmer? Relaxen? Fehlanzeige! Treibende Drums und ein herrlich hymnischer Refrain machen aus «Raining Again» ein mitreissendes Stück Popmusik. Und anstelle der auf «18» und «Play» vorherrschenden Stimm-Samples oder Gastvokalisten singt Moby selber.

Zimmer 003. Jetzt wird klar: Zimmer 002 war kein Zufall. In «Beautiful» und der enorm euphorisierenden Single «Lift Me Up» klingen die goldenen Zeiten der New-Wave-Ära an, da tauchen New Order und Joy Division im Zimmer auf. «Als ich aufwuchs, war ich besessen von diesen Bands», erzählt Moby. Noch heute liebe er deren Ästhetik, die Vermischung von Elektronik mit Rockelementen, Dance-Musik und einer schmerzhaft emotionalen Qualität. Diese Zutaten übernimmt der New Yorker – und schafft damit etwas Neues, Eigenes. Das ist Moby, der düstere Disco-Derwisch.

Zimmer 004. New Wave bleibt das Thema – aber Moby schaltet gleich mehrere Gänge zurück. Und er rührt uns zu Tränen mit seiner sanften, melancholischen, zärtlichen Version des New-Order-Klassikers «Temptation», graziös gesungen von Laura Dawn, die sich auf «Hotel» mit dem Meister das Mikrophon teilt.

Zimmer 005. David Bowie ist es, der unübersehbar und lässig am Fenster dieses Zimmers lehnt. «Spiders» ist eine tiefe Verbeugung vor Mobys grossem Helden. «Keine der Platten, die wir mögen, würde ohne Bowie so klingen, wie sie es tut!», schwärmt Moby. Die Aussicht aus Zimmer 005 ist atemberaubend. Nichts als Weite, nichts als endlos blauer Himmel. Eine epische, song-gewordene Breitleinwand-Landschaft. Auch «Dream About Me» bestätigt den Eindruck: Bis hierher ist «Hotel» ein Meisterwerk. Und wir stellen uns die bange Frage: Wollen wir überhaupt weitere Räume erkunden? Ja, wir wollen. Wer weiss, vielleicht warten ja weitere Überraschungen …

Zimmer 006. Über pumpende Dance-Beats und das nette Liebeslied «Love Should» landet Moby in den letzten Räumen in der Vergangenheit. Bei sanft dahinplätschernden Ambient-Klängen. Dass der New Yorker, der wiederum praktisch alle Instrumente selber spielte und diesmal auf Samples vollständig verzichtete, den ungeheuren Schwung seiner neuen CD nicht ganz bis zum Schluss durchziehen konnte, ist kein Drama. Trotzdem sind «Forever», «Homeward Angel» und der Hidden Track auf diesem erstaunlichen Album nicht viel mehr als Füller. Nett anzuhören, aber teilweise arg belanglos.
Schliessen wir also diese Tür. Kehren wir zurück zu den anderen Räumen. Am liebsten immer und immer wieder. Dorthin, wo nicht Moby, der Rave-Derwisch, der Punk-Rocker oder der Meister sphärischer Wohlfühl-Popmusik wartet. Sondern Moby, der New-Wave-Rocker. In diesen Momenten ist sein «Hotel» nämlich zweifellos ein schillerndes Fünf-Sterne-Logis.

Schillernd und schräg

Ein «kleiner Idiot» als Alter ego, ein Auftritt im Adamskostüm, philosophische Essays und Spott von Eminem: Moby ist eine der skurrilsten Persönlichkeiten im Musikbusiness.

Er ist klein, schmächtig und glatzköpfig. Er studierte Philosophie, schreibt Essays und zitiert die Bibel, Ghandi, Da Vinci oder den Dalai Lama. Er ist Veganer, engagiert sich als Umwelt- und Tierschützer. Und er brachte allein von seinem 1999er-Album «Play» 10 Millionen Stück an die Frau und den Mann. Wäre die Welt wie in jenem Science-Fiction-Film mit Keanu Reeves tatsächlich bloss ein Computerprogramm – Mobys riesiger Erfolg müsste ein Fehler in der «Matrix» sein. Klar: Talent hat der New Yorker fraglos. So spielt er die allermeisten Instrumente auf seinen Platten selber. Aber eigentlich ist Moby eine viel zu schräge Persönlichkeit für den Mainstream-Erfolg. Trotz exzentrischen Aktionen kokettiert er normalerweise höchstens mit der Rolle des Pop-Helden. So warf er sich bei seinem Konzert im Fri-Son im März 2000 in eine grimmige Gitarrenrocker-Pose – und entschuldigte sich sogleich beim Publikum: «Sorry, ich habe mir vorgestellt, ich sei ein Rockstar!»

Raver, Punk, Superstar

Moby heisst eigentlich Richard Melville Hall und ist ein direkter Nachfahre des Autors Herman Melville. Dessen berühmtestes Werk ist «Moby Dick» – der Grund, weshalb Richard bereits als Junge Moby genannt wird. Als Teenager stösst sich der schlaksige Junge, dessen Vater früh bei einem Autounfall starb, in Punk- und Hardcorebands die Hörner ab. Zu Beginn der 90er-Jahre mischt er die Rave-Szene auf, kehrt später zu seinen Punkwurzeln zurück. Und kommt irgendwann auf die eher absurde Idee, alte Feldaufnahmen eines Völkerkundlers als Stimm-Samples über träumerische Sounds zu legen. Der Rest ist Geschichte: Das Album «Play» wird zum Millionenseller, Moby zum Superstar.

Die Sendung mit dem Fisch


Ein Superstar allerdings, der die Geister scheidet. Seine Show auf MTV, wo Moby in immer neue Verkleidungen schlüpft und einen sprechenden Fisch auftreten lässt, wird zum Kult. Mit «Little Idiot» lässt Moby eine witzige, selbst gezeichnete Comic-Version seiner selbst in Videos auftreten. Beim Konzert am Gurten-Festival 1998 zieht er sich plötzlich bis auf die Sportsocken aus und wieselt nackig über die Bühne. Und als Moby Eminems schwulenfeindliche Texte kritisiert, verspottet ihn der Rap-Superstar im Song «Without Me»: Moby sei zu alt um zu wissen, was die Leute hören wollen. Mobys anhaltender Erfolg beweist: Da lag Eminem ganz schön daneben.


www.mobyhotel.com

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #1
haaaaaaaaa,
ich freu mich auf einen trüben abend wo ich mir dieses meisterwerk nach einer langen fahrradausfahrt gemütlich auf der couch zu gemüte führen werd!

j.

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #2
wow
klasse geschrieben!!!
 8)
Diese Scheibe unbedingt ordern muss !! :ja:

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #3
ja!
nichwahr?
the Jemnsen......

ich liege übrigens schon seit tagen ( zwischendurch ma für n stündchen )
auf der Moby-couch

ey ey ey
ma wieder n feines teil - muss ich schon sagen

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #4
Echt voll klasse, soooo super.........

j.

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #5
Ein sehr gut geschriebener Artikel. Macht wirklich Lust, das Album zu kaufen.

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #6
Moby war mir immer sehr fremd auch finde ich "Lift Me Up" zu sehr als Mainstream als das es mir gefallen könnte.

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #7
um lift me up gehts eh nicht, die andren titel sind klasse, z.B. beautiful, Spiders und dream about me.......

j.

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #8
zu schöne Website...
sooooo schön interaktiv :freude:

hab gerade im "tennis" verloren...*g
aber snap 'n' shout gewonnen :-) ( is ja auch kinderleicht)
 :-D

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #9
Album gestern gekauft:
Finde die limitierte Extra-CD noch besser: Rein instrumentale Elektronik. Schön!!!
Soweit ich berurteilen kann, gerade NY-Stile: Zwischen Post-Moderne, Minimal und Pop. Herrlich.

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #10
Zitat
Rein instrumentale Elektronik. Schön!!!


:zustimm:

gefällt mir auch....hat den chill-out-factor, den man machmal brauchen kann...ohne aber wirklich einschäfernd zu sein.


Zitat
die goldenen Zeiten der New-Wave-Ära

daran muss ich mich ersteinmal wieder gewöhnen...aber das wird schon.
Die Arrangements muss man sich noch "erhören" sozusagen.
Oberflächlich klingt alles zu sehr nach Mainstream.
Oberflächlich...
___________________
Main oder nicht Main: das Video zu "Lift me up" finde ich aber z.B. sehr, sehr gut.

Interview(EPK) und Video hier
http://www1.n-joy.de/njoy_pages_std/0,3044,OID1158626_REF2140,00.html

scroll bis ca. Mitte site...dann auf rechter Seite.
DSL braucht 1 Min bis es läuft...Modem muss Geduld haben :wink:

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #11
sächt ma...ich hab die hier im Laden gesehen... aber mit KOPEIERSCHUTZ (bäääh)...  gibt's die auch ohne das irgendwo..?

gruß,Z

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #12
ja ich würds mal mit runterladen versuchen!

j.

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #13
Tagesspiegel vom Sonntag, 20. März 05

 

Moby`s neues Album «HOTEL»

Antwort #14
Zitat
Litfaßsäulen
  :lol:


einfach klasse dieser Artikel...
so hübsch "erklärt" 

danke guido

 
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