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Thema: Sophia (808-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema
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Sophia

Ich habe hier einen Text verfasst und ich hätte gerne noch ein paar Kritiken. Den Text findet ihr
hier: Sophia

Sophia

Antwort #1
Ich denke, eine Kritik bringt dir wirklich nur etwas, wenn ich kein Blatt vor den Mund nehme. Schließlich schreibst du für den Leser, - und den willst du von Anfang bis Ende deiner Geschichte für dich gewinnen.

Du solltest dich über Kritik auch nicht ärgern oder sie zu sehr zu Herzen nehmen, sondern einfach mal versuchen, den Text nach den jeweiligen Vorschlägen zu ändern - um dann beide Versionen zu vergleichen. Nicht in allen, aber sicherlich in einigen Punkten wird dies eine Verbesserung sein. Übrigens: Kommentiere auch selbst mal andere Geschichten und lese Bücher mal nur aus diesem Gesichtspunkt heraus, ich bin sicher, man kann dabei viel lernen.

Abgesehen von Formulierungen, Dinge die mir als erstes aufgefallen sind ...

ZUM FORMALEN:
- Der TITEL ist in gewisser Weise treffend - aber ist er auch interessant, d. h., weckt er das Interesse des Lesers ohne dabei zuviel zu verraten? Und was soll dieser alberne englische Untertitel - du schreibst doch wohl auch für Erwachsene?
- Die STRUKTUR (Anfang - Mitte - Ende) ist soweit in Ordnung, nur hat das Ende auch nochmal ein Ende.
- Bei der/den PERSPEKTIVE(N) gibt es allerdings Fehler:
"„Ja es hatte reichlich gekriselt in ihrer Ehe“, dachte Gregor" - über seine eigene Ehe geht das nicht! - Der plötzliche Blick auf den eigenen Körper ist zu unübersichtlich.
- DIALOGE: Einen Absatz machen, wenn eine (neue) Person spricht.
- Den ZEITRAHMEN hältst gut ein, eine Sache ist aber überhaupt nicht stimmig: Fünf Jahre waren sie zusammen, seit zwei Jahren sind sie verheiratet, DANN kam der Sohn. Also wurde er gerade ebend erst geboren? Aber selbst wenn du meinst, daß sie fünf Jahre zusammen waren, dann der Sohn kam und sie deshalb heirateten ist es am Ende der Geschichte nicht glaubwürdig, daß ein zweijähriges Kind seiner Mutter so teilnahmevoll (am Zustand des Vaters) in die Arme fällt.
- Zwei Dinge, die vielleicht nicht in jede (aber in die meisten) Geschichten gehören und deren EXISTENZ aicherlich auch das Schreiben vereinfachen, sind der (glaubwürdige) KONFLIKT und das Vorhandensein glaubwürdiger PROTAGONISTEN (Hauptpersonen) ANTAGONISTEN (Gegenspieler).

ZUR STORY:
"Der Schnee lag hoch und es war eine bitterkalte Nacht. Noch dazu war es Vollmond. „Gleich drei gute Gründe warum ich wohl mal wieder nicht schlafen kann“, dachte Gregor der neben seiner Frau im Bett lag. Sie lag in einem tiefen Schlaf." sind die Anfangswörter deiner Geschichte. Erwecken sie wirklich sofort das Interesse des Lesers, so als ob ein Haken ihn in die Geschichte hineinzieht?
Wie wäre es denn mit solch einem Anfang:
"Die kälteste Nacht des (diesjährigen) Winters, der den Schnee fast bis an die Spitzen (oder Enden?) der Gartenzäune der Vorstadthäuser reichen ließ und von einem kristallgoldenem Leuchten des Vollmondes begleitet war, hatte genug Gründe (oder waren Grund genug?), daß Gregor keine Minute in den ersehnten Schlaf fand. Seine Frau neben ihm aber, würde wohl nicht einmal die Augen öffnen, wenn sich ein breiter Schlund in der Erde mit tösendem Gegrolle (?), als Eingang zur Hölle angekündigt hätte ..." Na ja, so in etwa ...
- Anderseits würde ich versuchen Klischees wie Vollmond = kältere Nacht, Blinde können besser hören, schwere Knochen usw. zu meiden
- Ich würde dir empfehlen, von Anfang an bzw. so früh wie möglich, einen Spannungsbogen in die Geschichte einzubauen. Nach dem ersten, ziemlich langen Absatz, wußte ich noch nicht, warum ich die Geschichte eigentlich (weiter) lesen sollte. Ehegeschichten sind ja nichts außergewöhnliches ...
- "Er blickte noch ein weiteres Mal rüber zu seiner Frau und verließ anschließend das Schlafzimmer um sich seinen Weg runter zur Küche zu bahnen." Was heißt das denn? Das er sich den Weg zu seiner eigenen Küche freischiessen muß? Oder das so viel Gerümpel oder gar Haustiere auf der Treppe liegen, daß er sie von den Stufen schubst?
- Du erzielst durchaus streckenweise eine dichte ATHMOSPHÄRE in deiner Geschichte, allerdings reißt du sie regelmäßig auch wieder ein mit Wörtern, die einfach nicht dazu passen. Z. B. "„Na toll“, dachte er,"; "180 Grad Drehung"; "TV" (warum muß der Leser jetzt schon erfahren, daß es sich um eine moderne Zeit handelt); "unglaubliche Power"
- WIEDERHOLUNGEN vermeiden! Das Wort "dachte" kommt viel zu oft vor, mindestens neunmal im Text! Genauso lächelte Sophie oft, warum hatte sie nicht auch mal einen Blick, dem man unerschütterliches Vertrauen schenken konnte oder der wenigstens unwiderstehlich war?
- ZEIGE! etwas als Autor! Statt "„Ich brauche ein Glas Wasser.“" (dachte Gregor) vielleicht "sein ausgetrockneter Mund quälte/trieb ihn zum Wasserhahn in der Küche";
- Die überraschende Wendung, daß Gregor sich nicht wirklich in dem Wald befindet, sondern gestorben ist, hast du sehr gut in den Text eingebaut.
- Dann folgt eine weitere Wendung, die ihn am Leben läßt, aber leider verrätst du nicht, welchen Zweck dieser Traum erfüllen sollte.
- FÜLLWÖRTER weglassen: wie TIEFER Schlaf, GANZER Stolz, UNENDLICHER Tunnel ...
- mehr DETAILS: das Herzklopfen, daß seinen unberührbaren Vaterstolz begleitete, wenn er das Lächeln seines Sohnes sah;

ZUR RECHTSCHREIBUNG UND GRAMMATIK:
- 5 Jahre, 2 Jahren = Fünf Jahre, zwei Jahren;
- " als er Ihr den Antrag gemacht hatte" = ihr natürlich klein;
- Soweit finde ich deine Rechtschreibung aber gut, allerdings stehst du mit der KOMMASETZUNG definitiv auf dem Kriegsfuß! Komma helfen dem Leser beim Lesefluß und Textverständnis, daß mußt du berücksichtigen!

Was hattest du uns eigentlich mit dieser Geschichte zu sagen? Gibt es da eigentlich noch etwas anderes, auf einer anderen, höheren Ebene, für das es sich für mich lohnt, darüber nachzudenken?

Falls du es noch nicht kennst, möchte ich dir "Über das Schreiben" von Sol Stein, daß es wieder bei Zweitausendeins gibt, sehr ans Herz legen.

Sophia

Antwort #2
Vielen dank. Das ist endlich mal konstruktive Kritik. Ich werde nachher noch weiter darauf eingehen, habe jezt leider nicht so viel Zeit.

Sophia

Antwort #3
so jetzt komme ich endlich mal dazu auf deine Kritik zu antworten:

-Den Titel finde ich persöhnlich eigentlich ganz gut da nicht zuviel und nicht zu wenig über den Text aussagt. Auf den "albernen Untertiel" möchte ich später nochmal zurückgreifen.

-Das mit der Perspektive war mir noch garnicht aufgefallen. Danke. Ich werde mich auch nochmal mit den Blick von aussen auf den eigenen Körper beschaffen.

-Zum Thema Dialoge. Ebenfalls verständlich.

-Das mit den Kind ist natürlich ebenfalls richtig. Auch das kann man noch überarbeiten, wobei ich es auch nicht als zu Kritisch betrachte hätte. Doch sicher ist auch: wenn ich möchte das mal etwas aus mir wird, darf so etwas nicht passieren.

-Tja das schwierigste ist immer der erste Satz. Fakt ist da gibt es tatsächlich noch was aufzubessern. Ich wollte möglichst viele verschiedene Aspekte mit dieser Geschichte ansprechen, weshalb es auch zu diesen ersten langen Absatz gekommen ist, welche nicht viel über den weiteren Verlauf der Story preis gibt. Ich habe dann ein wenig auf den Überraschungeffekt gezielt. Fakt ist jedoch das einen der moderne Leser nicht mehr so viel Zeit gibt und das vlt. viele garnicht mehr den zweiten Absatz lesen da ich mit den ersten schon meine Chance vertan habe. Ich möchte grundlegend aber nicht zu viel am ersten Absatz abändern.
Meinst du das ich noch etwas mit einbauen muss das den Leser festhält. Oder glaubst du das die Atmosphäre im ersten Absatz schon dicht genug ist. Die einleitenen Sätze sind tatsächlich nicht sonderlich schön geschrieben.

Wie gesagt habe ich versucht mehrere verschiedene Dinge mit diesen Text zu verarbeiten. Das erste ist der Aspekt  Nahtoderscheinungen. Ich bin innerhalb von 2 1/2 Wochen mehrmals Lebensbedrohlich ins Krankenhaus eingeliefert worden und das hat mich zum Nachdenken gebracht. Zwar hat mein Herz nie aufgehört zu schlagen aber es ist nicht einfach so an mir vorbeigezogen. Als ich klein war hat mein Großvater mir mal davon erzählt was er gesehen hat als sein Herz stehen geblieben ist und man versucht hat ihn wieder zu beleben. Und er hat mir von diesen Licht erzählt. Kurz bevor er seinen zweiten, vernichtenen Herzinfakt hatte, soll er nach Aussagen meiner Großmutter glücklich wie nie zuvor gewesen sein.
Hinzu kamen: das was ich fühle wenn ich den Song "Lazarus" von Porcupine Tree höre + das was aus meinen bisherigen Beziehungen ziehe. Es frisst mich immer wieder innerlich auf wenn die Personn die einen so wichtig ist, dir plötzlich nicht einmal mehr richtig in die Augen schauen kann. Alles in einen geht es in dieser Geschichte um Zeit. Und wie sehr die Zeit uns zu Grunde trägt. Man sagt immer gerne Zeit heilt alle Wunden, doch in Wirklichtkeit wird es mit jeden Tag schlimmer es seihe man tut von sich selbst etwas dagegen. Oft erkennen wir der Ernst der Lage erst, wenn eigentlich alles schon zu spät ist. Wir haben nicht unendlich Zeit in unseren Leben und müssen versuchen die, die wir haben möglichst Sinnvoll zu nutzen, anstatt uns mit einer Lüge zufrieden zu geben.

Sophia

Antwort #4
Achja, das Buch habe ich mir inzwischen schon gekauft und ich finde es große Klasse. Ich fange nächste Woche an auf der VHS Kurse im Kreativen Schreiben zu belegen und nehme auch an zwei Seminaren teil. Desweiteren habe ich ein Angebot bekommen den Text "Sophia" in einen Buch zu veröffentlichen. Ich möchte den Text aber vorher nochmal in Ruhe überrarbeiten. Vielen Dank für deinen tollen und hilfreichen Kommentar.

 
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