Zum Hauptinhalt springen
Thema: Lou Reed "The Raven" Kritik (1297-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema
0 Benutzer und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Lou Reed "The Raven" Kritik

Unter dem Pendel tödlicher Eitelkeit
Wie Lou Reed mit "The Raven", einer größenwahnsinnigen Hommage an Edgar Allan Poe, am kreativen Nullpunkt angelangt ist

Nach 40 Jahren im Geschäft ist Lou Reed mit "The Raven", einer größenwahnsinnigen Hommage an Edgar Allan Poe, am kreativen Nullpunkt angelangt - und im Stadttheater, Abteilung Musical. Ein "walk on the wild side" endet im Pflegeheim der Hochkultur.

--------------------------------------------------------------------------------

Wien - In den 60er-Jahren sorgte er mit Velvet Underground als böser Hippiefresser und sadopoetischer Beschwörer von kalten Rock-’n’-Roll-Sternen wie Venus in Furs, Heroin oder White Light/White Heat für erst nachträglich von der Punk-Generation gewürdigte, heute zum Rock-Kanon gehörende Arbeiten.

Später produzierte er solo nicht nur schattseitige Hits wie den Walk On The Wild Side oder Satellite Of Love. Neben Alben wie Transformer, verkannten Meisterwerken wie Street Hassle oder The Bells gab er auch das furchterregende, kaputte Rock’n’Roll Animal. Und Reed veröffentlichte damals auch am Wahnsinn nur knapp vorbeischrammende Manifestationen toxisch bedingten Größenwahns wie die bis heute unanhörbare Metal Machine Music oder die Selbstgeißelung Live: Take No Prisoners.

Nach Jahren des Entzugs und der Läuterung arbeitete sich Reed ab Beginn der 80er-Jahre bis heute an zunehmend langweiligeren, traditionalistischen Songwriter-Platten ab, die trotz Uninspiriertheit (Growing Up In Public, Legendary Hearts, Mistrial) gerade auch von der Kritik maßlos überschätzt wurden.

Bei aller zeitweise noch aufblitzenden Brillanz von Reeds zynischer Beobachtungsgabe, wie etwa seine Totenmesse Magic And Loss aus 1992: Seit mehr als 20 Jahren, seit The Blue Mask, kommt von seiner Seite nur noch zunehmend um Kanonisierung bettelnde, teilweise geradezu reaktionäre Deutung von Rock.

Weinerlich-zittriger, altkluger Sprechgesang eines sich selbst und seine Werkgeschichte banalisierenden "average guy", der daheim an Platten bastelt und feilt, die den seit Moby Dick immer noch gesuchten, "großen amerikanischen Roman" zumindest akustisch ersetzen sollen. Man erinnere sich nur an das "Meisterwerk" New York aus 1989 und betuliche kammermusikalische Songs wie Last Great American Whale.

Nach den unbeschwerten Liedern über Schokoladeneis und Sex mit seinen Eltern von Set The Twilight Reeling und dem kurzen heftig rockenden Aufbäumen mit Ecstasy aus 2000 veröffentlicht Reed nun das schlechteste Album seiner gesamten Karriere.

Der Lyrik-GAU

"These are the stories of Edgar Allan Poe, not exactly the boy next door!" Wer mit derart banalem Reimzwang ein Album eröffnet, das nicht nur endgültig den Wandel vom einst gefährlichen beziehungsweise gefährdeten Underground-Rocker zum Musiklieferanten für Hochkultur-Musicals dokumentiert, befindet sich nicht mehr ganz auf der Höhe seiner Kunst.

Auf The Raven, einer Hommage an Edgar Allan Poe, entwickelt Reed, ausgehend von einer Kollaboration mit US-Theaterguru Robert Wilson für das 2000 im Hamburger Thalia Theater uraufgeführte Singstück POEtry, nicht nur eine unglaublich prätentiöse Sichtung des Werkes des großen US-Schriftstellers. Immerhin umkreiste Poe schon im 19. Jahrhundert wesentliche Aspekte auch von Reeds Schaffen: Verlust, Schuld, Sühne, Gewalt, selbstzerstörerische Energie... Reed maßt sich auch an, eigenes altes Material wie The Bed oder den guten alten Perfect Day inklusive zahlreicher Verweise auf die lyrische Größe des Reedschen Werkkatalogs mit verhackstückten Poe-Sprengseln zu koppeln.

Neben bedrohlichem Gewaber, das an alte Soundtracks zu Hammer-Horror-Filmen erinnert - Meister Reed hat sich offenbar einen Synthesizer mit Singende-Säge-Joystick zugelegt -, kann unter der Regie von Hal Willner auch die zusammengekarrte Prominenz nichts daran ändern, dass hier das Handwerk über die Kunst regiert.

Bowie, Buscemi, Dafoe

Reeds Gefährtin Laurie Anderson gibt Laurie Anderson. David Bowie schwindelt sich durch den mit Reeds ewiger Stammband eingespielten Rumpler Hop Frog. Steve Buscemi singt! Willem Dafoe liest. Einzig der zwischen Verdammnis und Erlösung "pendelnde" Gospel I Wanna Know (The Pit And The Pendulum), ein Dialog, den Reed mit den Blind Boys of Alabama führt, erinnert an frühere Größe. Wie heißt es in Who Am I?: "One thinks of what one hoped to be - and then faces reality."
(DER STANDARD, Printausgabe, 23.1.2003)

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #1
8O
Ohgottohgottohgott, dass hört sich ja nicht sehr ...äh... zuversichtlich an.
Naja, vieleicht bekommen wir es in den Betrieb. Die CD meine ich.
Dann kann ich ja mal reinhören.
Gruß
Donizetti

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #2
Hop Frog is the name of the new song Bowie recorded with Lou Reed for the upcoming album The Raven due January 27.

The Raven comes in two different formats and promo copies of the two disc set are already fetching more than $100 on eBay.

The album is a tribute to Edgar Allen Poe. Tracklisting as follows:

The Raven (single disc version)

01. Overture
02. Edgar Allen Poe
03. Call on me - Lou Reed & Laurie Anderson
04. Valley of unrest (spoken track)
05. Thousand departed friends (instrumental)
06. Change
07. Bed
08. Perfect day
09. Raven (spoken track) - Lou Reed & Willem Dafoe
10. Balloon
11. Broadway song - Lou Reed & Steve Buscemi
12. Blind rage
13. Burning embers
14. Vanishing act
15. Guilty - Lou Reed & Ornette Coleman
16. I wanna know (The pit and the pendulum) - Lou Reed & The Blind Boys Of Alabama 17. Science of the mind
18. Hop frog - Lou Reed & David Bowie
19. Tripitena's speech (spoken track)
20. Who I am (Tripitena's song)
21. Guardian angel



The Raven (double disc limited edition)

Disc 1 - Act 1
01. Conqueror worm (spoken track)
02. Overture
03. Old Poe (spoken track)
04. Prologue (spoken track)
05. Edgar Allen Poe
06. Valley of unrest (spoken track)
07. Call on me - Lou Reed & Laurie Anderson
08. City in the sea/Shadow (spoken track)
09. Thousand departed friends (instrumental)
10. Change
11. Fall of the House of Usher (spoken track)
12. Bed
13. Perfect day
14. Raven (spoken track) - Lou Reed & Willem Dafoe
15. Balloon (spoken track)

Disc 2 - Act 2
01. Broadway song - Lou Reed & Steve Buscemi
02. Tell tale heart (part 1)
03. Blind rage
04. Tell tale heart (part 2)
05. Burning embers
06. Imp of the perverse (spoken track)
07. Vanishing act
08. Cask (spoken track)
09. Guilty (spoken track)
10. Guilty - Lou Reed & Ornette Coleman
11. Wild being from birth (spoken track)
12. I wanna know (The pit and the pendulum) - Lou Reed & The Blind Boys Of Alabama 13. Science of the mind
14. Annabel Lee/The bells (spoken track)
15. Hop frog - Lou Reed & David Bowie
16. Every frog has his day (spoken track)
17. Tripitena's speech (spoken track)
18. Who am I (Tripitena's song) (edit)
19. Courtly orangutans (spoken track)
20. Fire music (spoken track)
21. Guardian angel (spoken track)

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #3
Da hat der Kritiker den guten Lou Reed und sein Werk aber ziemlich zerpflückt. Stimmt ja nicht grade zuversichtlich, aber man weiß ja nie. Kritiker schreiben ja manchmal die abosnderlichsten Dinge. Man darf also noch gespannt sein, was uns bei dem Bowie/Reed Track erwartet.

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #4
Aus der Taz von heute....:
Zitat

zwischen den rillen
[size=0px]Rockopernd: Lou Reed und seine Edgar-Allan-Poe-Vertonung "The Raven"[/size]

Was Lisa sagt

(Ouvertüre. Eine gewaltige Kakophonie aus Gitarren, Schlagzeug und Saxofon: Achtung, Großstadt! Achtung, Gegenwartsbezug!)

Lisa sagt, bist du verrückt geworden?! Lisa sagt, ich will am Sonntagmorgen nicht solche Musik zum Frühstück hören. Was ist das überhaupt: "Lou Reed vertont Edgar Allan Poe, neu gelesen und überarbeitet"? Damit haben sich in den Siebzigern doch schon Alan Parsons Project lächerlich gemacht. Lisa sagt, Edgar Allan Poe war doch damals schon so pubertär, so Hermann Hesse, oder?

Lisa sagt, gab es da nicht auch schon dieses unselige Robert-Wilson-Projekt für das Hamburger Thalia-Theater? Lisa sagt, "POEtry"! Allein schon dieses Wortspiel! Und jetzt auch noch "The Raven"!

Lisa sagt, was singt der denn da? … Edgar Allan Poe, not exactly the boy next door?, oder Who am I? Who made the trees, who made the sky … Lisa sagt, ist das ein Hörspiel für Kinder oder was?

Lisa sagt, wahrscheinlich geht es Lou wieder mal um die Abgründe in der Natur des Menschen, "Obsessionen, Paranoia, gewollte Akte der Selbstzerstörung, die uns täglich umgeben". Lisa sagt, wenn ich schon diesen Klappentext lese.

Lisa sagt, und das ist ja wohl die schlechteste Version von "Perfect Day", die ich jemals gehört habe, Pavarotti inklusive.

Lisa sagt, das klingt alles wie …

(Kleine Binnenerzählung: Man stelle sich vor: Lou Reed und seine Kumpels Robert, Mike, Fernando und die anderen haben ihre Smalltown nie verlassen. Heute sind sie alle Lehrer an der kleinen Highschool dort. Unterrichten Fächer wie Literatur und Gemeinschaftskunde, tragen immer noch schwarze Lederhosen unter einem zunehmend größer werdenden Bierbauch und treffen sich einmal die Woche zum Rocken. Lou, einst ein androgyner Drogendandy - es gibt da so Gerüchte in der Kleinstadt -, geht inzwischen regelmäßig mit den Footballern in die Muckibude und ist in seiner Lehrerband immer noch der Anführer.

Einmal im Jahr lassen die idealistischen Hobbymusiker sich was einfallen und führen eine kleine, na ja, Rockoper in der Schulaula auf, "für die Kids". Die Mütter dürfen natürlich auch mitkommen. Das ist jedes Mal eine große Sache in der kleinen Stadt, auch wenn es wieder ganz schön laut geworden ist, mit den ganzen Gitarren und so. Denn, klar, Lou und seine Freunde sehen zwar allmählich der Pensionierung entgegen, aber angepasst, hey, angepasst sind sie immer noch nicht. Hinterher klatschen alle begeistert Beifall. Toll, was die sich wieder haben einfallen lassen! Und Lou, der Anführer, Lou, die alte Rampensau, kommt noch mal für ne Solozugabe auf die Bühne.)

… Lisa sagt, genauso klingt dieses Album.

Lisa sagt, und dass da aber auch wieder alle mitmachen mussten, diese ganze Theater-Jazz-Mischpoke, sogar der olle Ornette Coleman. Und Willem Dafoe und Steve Buscemi, der die Veranstaltung mit seinem "Broadway Song" sogar beinahe noch rettet.

Lisa sagt, und wie muss sich eigentlich David Bowie vorkommen? Der darf genau eine Minute und 47 Sekunden mitsingen, bemüht sich, wie Lou zu klingen, und wird anschließend trotzdem vom Meister gnadenlos in den Hintergrund gemischt, weil der sich lieber mit seinen eigenen Backing Vocals im Vordergrund hören möchte.

Lisa sagt, wann fing das eigentlich an, dass es mit Lou so bergab ging: als er allein mit seiner Gitarre bei Wim-Wenders-Filmen in Hotelzimmern saß? Oder als er erstmals seine Songtexte als Gedichtband herausgab? Oder als er mit Laurie Anderson zusammenkam?

Lisa sagt, Laurie Anderson! Mit dieser Kunst-… hätte Lou nie was anfangen dürfen! Seitdem ist er ja nur noch eine Comicfigur im Pop-Kunstgewerbe. Und das Coverartwork musste natürlich der dicke Julian Schnabel machen, von dem Lou sich dann auch noch in Badelatschen und mit Schwert fotografieren lässt!

Lisa sagt, von seiner sozialen Wut ist nur ein Gedicht geblieben, das Amanda Plummer leise flüstert: Businessmen, you are not worth shitting on. - Wenn er doch nur halb so gut Musik machen würde, wie er Interviews gibt. Und ist er nicht gerade sechzig geworden?

Lisa sagt, mach das jetzt endlich aus.

- Lou meinte: "Jemand anders hätte ihr beide Arme gebrochen" ("Sad Song").

(Abspann: Lou sehnt alleine zur Akustischen seinen "Guardian Angel" herbei - das Ende?)

ANDREAS MERKEL

Lou Reed: "The Raven" (Sire/Reprise/Warner Records)

taz Nr. 6962 vom 24.1.2003, Seite 16, 153 Zeilen (Kommentar),
ANDREAS MERKEL,  Rezension

http://www.taz.de/pt/2003/01/24/a0134.nf/text

Gruß, Z.

PS: WEiß der Teufel, wer "lisa" ist...

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #5
Also ich glaube Kritikern eh nie!!!!!!
 ich werde Montag mal zum Dealer gehn und mir das teil besorgen und dann selber urteiln.

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #6
Also bei bowiewonderworld steht in den News, dass The Raven von Lou Reed "has received a 4 out of 5 star review in The Guardian"... 8O (www.guardian.co.uk)
Scheint also auch jemanden zu geben, dem's gefällt.... :roll:

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #7
Zitat


Gruß, Z.

PS: WEiß der Teufel, wer "lisa" ist...


Haha, vielleicht die Gleiche, mit der er bei Marc Plati musiziert hat...(siehe the lady's post "wünschen wir uns das nicht alle...?") :lol:

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #8
so, hier ist ein Interview mit Onkel Lou aus TV-Spielfilm....

 habe mir das Teil jetzt auch schon geholt.... muß abernoch ein bißchen reinhören.... ,
aber "hop frog" is ganz nett, nur zu kurz.
Gruß, Z.

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #9
Weiß vielleicht auch jemand wo es die Texte zu "Raven" gibt???

Grüße Euch


Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #11
Das ist nicht der Originaltext von The Raven, btw ............
Ganz schön umgebaut stellenweise.Nicht nur stellenweise,sondern generell.

Ich denke nicht,dass er an Walken's Raven und Iggy Pops Tell-Tale Heart rankommt.Oder lohnt es sich,bei Lou Reed mal reinzuhören?

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #12
Zitat
Das ist nicht der Originaltext von The Raven, btw ............
Ganz schön umgebaut stellenweise.Nicht nur stellenweise,sondern generell.


Lou hat ja auch modernisiert ... (siehe: Den von Zicky eingestellten Zeitungsartikel weiter oben: Mein Poe ist viel verständlicher)

Zitat
Ich denke nicht,dass er an Walken's Raven und Iggy Pops Tell-Tale Heart rankommt.Oder lohnt es sich,bei Lou Reed mal reinzuhören?


Kenn ich beide nicht - glaub' ich zumindest. Die Reed hab' ich erst heute billig im Wühltisch gefunden und für 9€ isse ok!

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #13
Zitat
Zitat
Das ist nicht der Originaltext von The Raven, btw ............
Ganz schön umgebaut stellenweise.Nicht nur stellenweise,sondern generell.


Lou hat ja auch modernisiert ... (siehe: Den von Zicky eingestellten Zeitungsartikel weiter oben: Mein Poe ist viel verständlicher)



Verständlicher?Denke ich ehrlich gesagt nicht............Ich find's einfach nur falsch,liegt vielleicht daran,daß ich das Original zu oft gehört hab  :-D

Lou Reed "The Raven" Kritik

Antwort #14
SomeOneSpecialy:
"der mann und sein erstes hotel"
das is n text!

Reed find ich zum kotzen - echt - der hatte hier ne lesung gehalten -
im amerikahaus - hey schon die fäns angucken - war ein schauriges erlebnis - den rest konnte ich nich aushalten

greetz

 
Simple Audio Video Embedder