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Thema: Seine Jahre in Berlin (8675-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema
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Seine Jahre in Berlin

Heute im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung eine ganze Seite über Bowies Jahre in Berlin (S. 27)

Habe es allerdings selbst noch nicht lesen können.

Seine Jahre in Berlin

Antwort #1
Da werde ich mich gleich auf den Weg machen, zum Zeitungshändler meines Vertrauens.

Danke Romancier für den Hinweis.

KlausD

Seine Jahre in Berlin

Antwort #2
[size=0px]Ist da irgendwas zu erwarten,
oder ist es wirklich nur der 30te Jahrestag seiner Ankunft in Berlin?[/size]



Wer das Format der "FAZ" kennt, wird verstehen das ich leider nicht die komplette Seite einscannen konnte.
Der Hinweis "bei einem Konzert" bezieht sich auf ein GROOOSSES FOTO vom Thin White Duke.



KlausD

Seine Jahre in Berlin

Antwort #3
muss wohl doch noch zur Tanke schlendern...  8O
das Bowie-FAZ Format muss ich sehen!

und auch sonst ist ja manchmal so eine umfangreiche Sonntagszeitung nicht die schlechteste Lektüre.

danke für den Hinweis Romancier
[size=0px](wär' nur schön wenn der Thread-tilel eindeutiger wäre) [/size]

Seine Jahre in Berlin

Antwort #4
Hab zwei Exemplare gesichert...
 Schönes Thin White Duke - Foto. 
 Nichts neues ansonsten...

Seine Jahre in Berlin

Antwort #5
nichts Neues stimmt schon :ja:

aber der Materie fremde Menschen werden sicher mit dem Text nicht allzuviel anfangen können
(zugegeben, ich musste da auch manche der Sätze zweimal langsam lesen)  :wink:

ist jemand hier Abonnent der FAS?
wäre schön den Text auch online zu haben oder als Datei zu haben
[size=0px]*bettel*[/size]
http://www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?suchzeitraum=3&tpl=common%2Fsuche_erg.asp&term=bowie

Seine Jahre in Berlin

Antwort #6
dieses Photo oben mit der Romy zusammen, kannte ich noch nicht.

-sieht nach einem vertrauensvollen Verhältnis aus  :)
...obs da noch mehr aus dieser Serie gibt ?

Seine Jahre in Berlin

Antwort #7
gehört nicht ganz hierher
sorry aber ...
wer sich diese FAS gestern gekauft hat
und damit noch nicht durch sein sollte
lest bitte mal die Seite 12 "Welcome to McPom Mr.President"
einfach zu schöööön :lach: (Artikel ist in english)

Seine Jahre in Berlin

Antwort #8
Das Format ist zu groß zum Scannen aber... :guck:

Pssst1

Pssst2

Pssst3


Viel Spaß
KlausD

Seine Jahre in Berlin

Antwort #9
Vielen herzlichen Dank !!!!!!  :D  :D  :D

Seine Jahre in Berlin

Antwort #10
Endlich mal ne Zeitung, die sogar bei uns in der Walachei zu bekommen ist  :D

Seine Jahre in Berlin

Antwort #11
Suer Klaus!  :Gut:

Ich war schon deprimiert, dass ich die zeitung verpasst habe.

Ich war sogar heute mal kurz beim Bahnhof, ich dachte ich versuchs mal, aber die zeitungsfrau hat mich nur verständnislos angeschaut..  :wink:


Gruß Rockfanw04

Seine Jahre in Berlin

Antwort #12
Der Mann, der aus der Hölle kam
Exil an der Hauptstraße: Vor dreißig Jahren zog David Bowie nach Berlin, er malte, er fuhr Fahrrad - und er hinterließ "Heroes"


David Bowie ist viel Fahrrad gefahren, als er in Berlin lebte. Es war der Sommer 1976, und er fuhr die Schöneberger Hauptstraße herauf und herunter, er fuhr nach Kreuzberg ins Restaurant "Exil" und zum Hansa-Studio an der Mauer, in den Schatten des planierten, toten Potsdamer Platzes. Dort tüftelte er dann mit Brian Eno an neuer Musik. Er habe sich so ungeheuer frei gefühlt in Berlin, sagte Bowie später, er sei allmählich vom Kokain weggekommen und von den bösen Trips, weg vom Satanismus und Verfolgungswahn, von den faschistischen Allmachtsphantasien, die ihn befielen, von der kabbalistischen Mystik, der Düsternis. Und er sei viel Fahrrad gefahren in Berlin, damals, als er aus dem Tor der Hölle kam, Los Angeles, wo er nach dem Heiligen Gral gesucht und Gespenster gesehen hatte und von Milch, Kokain und vier Packungen Gitanes am Tag lebte.


Genau dreißig Jahre ist es jetzt also her, daß David Bowie ins geteilte Berlin zog. Daß er durch dessen Nachtclubs und Schwulenbars zog, am Wannsee Geflügelleber aß, im "KaDeWe" einkaufte, viel Fahrrad fuhr und den Berliner Jungs und Mädchen mit ihren eben erst abgeschnittenen Hippiehaaren zeigte, welche kühle Eleganz ihre Stadt besaß. Oder besser, wie kühl und elegant man in dieser eingesperrten, demolierten und allem Glanz und aller Klasse beraubten Stadt leben konnte, wenn man sie nur als Kulisse sah und sich selbst als Schauspieler darin.

"The Actor", so hatte der gescheiterte Theaterschauspieler David Bowie sich auf früheren Platten wie "Hunky Dory" genannt. Er war seit dem Beginn seiner Karriere Mitte der sechziger Jahre in London eigentlich immer nur in Kostüme geschlüpft: Mod, Folksänger, Hippie, Ziggy Stardust, dünner weißer Fürst, nichts davon war authentisch, alles Show gewesen. Die Hauptstadt der Hüllen und Shows aber haßte er abgrundtief: Los Angeles, wohin Bowie 1975 zog, um seine Drogenplatte "Station to Station" aufzunehmen und den Außerirdischenfilm "Der Mann, der vom Himmel fiel". In Los Angeles fand er wieder nach Europa zurück. Und suchte jetzt in Berlin, der Stadt, die angeblich immer nur wird und niemals ist, nach dem wahren Leben: "Ich dachte, ich nehme die Bühnenbauten", sagte Bowie, "schmeiße sie weg, gehe hin und lebe the real thing".

Natürlich tat er das nicht sofort. Erst mal zog er ins feine Hotel "Gerhus", das sich heute "Schloßhotel Grunewald" nennt und während der Fußball-WM die deutsche Nationalelf beherbergte. Dann aber quartierte David Bowie sich in Schöneberg ein, in der Hauptstraße 155: sieben Zimmer im ersten Stock, schwarz gestrichen, direkt über einem Autoersatzteilhandel. Er war 29 Jahre alt. Iggy Pop, sein Protege, wohnte im vierten Stock und fraß ihm gelegentlich den Kühlschrank leer.

Wer heute nach Bowies Spuren in Berlin sucht, der findet keine. Bowie in Berlin, das ist eine Fiktion aus der Mauerstadt, ein Mythos. Dem Hauptdarsteller dieses Mythos gefällt das sicher sehr - und daß es Stadtrundfahrten auf seinen Spuren gibt, bestimmt auch. In seiner Schöneberger Wohnung ist jetzt eine Zahnarztpraxis, darunter ein Tätowierstudio, links und rechts des gewöhnlich schäbigen Mietshauses ein Handygeschäft, ein türkischer Imbiß, ein orientalischer Trödelladen mit Wasserpfeifen, ein Feinkostgeschäft - und die Schwulenkneipe "Anderes Ufer", die jetzt "Neues Ufer" heißt. Bowie war dort Stammgast. Aß Bohnensuppe, trank Whisky. Er fiel praktisch in die Kneipe hinein, wenn er sein Haus verließ. Sagt der Mythos.

Auf den Korbstühlen im Halbschatten vor dem "Neuen Ufer" trinkt jetzt eine "taz"-Leserin ihr Nachmittagsbier und sieht den Verkehr am U-Bahnhof Kleistpark vorbei nach Osten ziehen. Hier ist das angenehm verschlafene West-Berlin zu Hause. Die besseren Wohnlagen von Schöneberg liegen eher jenseits der Hauptstraße, Richtung Nollendorfplatz, einem arrivierten Schwulenkiez. Fährt man (wie Bowie auf dem Fahrrad) immer weiter nach Osten, an den fünfhundert Mietwohnungen des Sozialpalasts vorbei und unter der Hochbahn hindurch, stößt man auf der Potsdamer Straße bald auf Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie, Scharouns Philharmonie, auf den neuen Potsdamer Platz, die billigste Kulisse der Berliner Republik: verkorkste Neubauten, Musical-Theater, eine glanzlose Shopping Mall, das Hauptquartier der Deutschen Bahn.

Damals, im Sommer 1976, lag der Platz brach, eingehegt von der Mauer, umstellt von Wachtürmen. "Hansa by the Wall", so hat David Bowie auf seinen beiden Berliner Alben "Low" und ",Heroes'" das Tonstudio in der Köthener Straße genannt. "Low", vielleicht die radikalste Abkehr von Hitparadenmusik, die je ein Superstar gewagt hat, spielte Bowie noch im Chateau d'Herouville ein, einem Schloß bei Paris. Abgemischt hat er sie dann in Berlin, vis-a-vis der Mauer, die ihren Schatten auf die elektronische, verzweifelte, klaustrophobische Musik von "Low" warf. "Weeping Wall" heißt das einzige Stück der Platte, das nur hier aufgenommen wurde: Klagemauer. Wenn es Bowie wirklich so gut ging in Berlin - auf "Low" hat man es nicht gehört.

Denn Bowie verstummt nach und nach. Dieser grandiose Interpret, der im Februar 1968 einen englischen Text zum französischen Lied "Comme d'Habitude" geschrieben hatte, der aber abgelehnt wurde, worauf das Lied einen anderen Text bekam und mit Frank Sinatra als "My Way" unsterblich wurde - dieser Sänger singt nicht mehr. Und wenn, dann sind es kaputte Zeilen wie "Sometimes you get so lonely / sometimes you get nowhere / I've lived all over the world / I've left every place". Oder: Baby, ich habe schon wieder Glas in deinem Zimmer zerbrochen. Seine Ehe mit Angela verendet gerade. Er trennt sich von seinem Manager. Er trinkt um so mehr, je weniger er kokst. Es geht abwärts mit ihm, tief und tiefer.

Aber er ist dabei ungemein produktiv. Bowie, unterstützt vom Experimentalisten Brian Eno am Synthesizer und später auch vom Ausnahmegitarristen Robert Fripp, komponiert Kunst. Schneidet mit Eno Tonbänder auseinander und klebt sie wieder aneinander, präpariert die Gitarre, strapaziert das Saxophon, singt in Zungen. Es ist bitterkalte, heimatlose Musik, ein Klopfen und Pochen aus dem Untergeschoß. "Subterraneans" heißt das letzte Lied auf "Low": Es handele, sagt Bowie, "von den Menschen, die nach der Teilung in Ost-Berlin gefangen waren". Die Platte ist am 16. November 1976 fertig, im fiesesten Monat der Berliner Jahreszeiten, aber erst im Januar 1977 traut sich die verstörte Plattenfirma, diesen Elektrosmog auch zu veröffentlichen.

Den Hit, auf den Bowies Firma gewartet hat, schreibt Bowie erst für die nächste Platte, die schon ein dreiviertel Jahr später erscheint. Und mit diesem Hit werden Bowies Berliner Jahre endgültig zum Märchen. "Ich sah zwei Liebende, die sich jeden Tag an der Mauer trafen", erzählte er später. "Warum gerade dort? Vielleicht aus irgendeinem Schuldgefühl heraus, daher diese heroische Geste: der absoluten Lieblosigkeit ins Gesicht zu sehen. Aber vielleicht spinne ich auch. Vielleicht haben die beiden bloß in der Nähe gearbeitet." Inzwischen will Bowie nicht mehr so genau wissen, wie das Lied wirklich zustande kam, aber diese rührende Erklärung für das herzzerreißende, aufwühlende ",Heroes'" klingt einfach zu schön. Kennedy hat den eingemauerten Berlinern vier Worte hinterlassen, David Bowie diese Hymne.

Wären da nur nicht diese Anführungszeichen, in die Bowie seine "Helden" gesetzt hat. Nicht, um sich vor Pathos zu schützen: Es ist ein Kunstsignal. Bowie spielt, wie immer. Er zitiert. Der Umzug nach Berlin ist nur die nächste seiner postmodernen Eskapaden. Angestiftet diesmal nicht von Oscar Wilde oder Stanley Kubrick, dessen Film "2001" Bowies Welthit "Space Oddity" inspirierte, sondern von Christopher Isherwoods "Goodbye to Berlin". Bob Fosses Verfilmung, "Cabaret" mit Liza Minnelli und Michael York, war 1972 in die Kinos gekommen, ihr Weimarer Berlin spielte in Münchner Kulissen, wofür Rolf Zehetbauer als Ausstatter einen Oscar bekam.

Bei einem Konzert seiner "Station to Station"-Tour hatte Bowie in Los Angeles 1976 Isherwood kennengelernt, der selbst in der Nollendorfstraße 17 gewohnt hatte, damals, 1929, keinen Kilometer entfernt von der Hauptstraße 155, wo Bowie sich jetzt einen Bart wachsen läßt und wieder zu malen beginnt. Bowie quetschte Isherwood nach Berliner Anekdoten aus, der riet ihm aber ab, die Stadt sei schon damals stinklangweilig gewesen. "Young Bowie", sagte Isherwood, "die Leute vergessen, daß ich ein sehr guter Geschichtenerzähler bin." Sally Bowles und die Party am Abgrund - alles erfunden? Paßt noch besser, Bowie zieht hin - und findet seine Sally Bowles in Romy Haag, der regierenden Diseuse West-Berlins. Ihr Nachtclub "Chez Romy" in der Fuggerstraße wird so etwas wie Sallys "Kit Kat Club". Wenn man sich das zurechtphantasiert. Wenn man es nur will.

Und Bowie will. Er erfüllt sich in Berlin Jugendträume. "Der erste Film, der mich bewegt hat", sagte er einmal, "war das ,Kabinett des Dr. Caligari'. Ich war vierzehn oder so. Später habe ich ,M' und ,Metropolis' gesehen, auch Filme von Pabst, von Murnau, und alle kamen sie aus Berlin." Er ist zutiefst fasziniert vom deutschen Expressionismus, er fährt mit dem Fahrrad zum Brücke-Museum in den Grunewald, er malt: ein Kind im Treppenhaus, einen türkischen Vater und seinen Sohn, Iggy Pop vor kahlen Bäumen, halbgute Imitationen von Müller, Kirchner und Heckel, dessen Holzschnitt-Porträt Kirchners, "Roquairol" von 1917, das Cover von ",Heroes'" nachgeahmt ist.

Nah beim Hansa-Tonstudio, an der Köthener Straße / Ecke Reichpietschufer, zeigt heute ein Straßenschild Entfernungen an: "Bauhaus-Archiv Berlin 1750 Meter", steht da, "Stauffenberg-Gedenkstätte 1200 Meter", "Kulturforum 800 Meter". Das ist das Koordinatensystem Bowies in Berlin, die radikale Modernität der zwanziger Jahre, und auch ihr Untergang, der Krieg, die Toten, das weggesprengte, mühsam rekonstruierte Erbe. In David Hemmings' Berliner Film "Schöner Gigolo - Armer Gigolo" wird Bowie 1978 einen preußischen Offizier aus dem Ersten Weltkrieg spielen, der anfällig für Nazis und Frauen ist. Ein Dekadenzdrama, grandios gescheitert, "alle meine 32 Elvis-Presley-Filme auf einmal", sagt Bowie selbst, aber immerhin: die letzte Filmrolle der Dietrich. Und Bowie an ihrer Seite. Er hat sein Meisterstück vollbracht. "A New Career in Town", so heißt das schönste Instrumentalstück auf "Low". Es ist die Erkennungsmelodie seiner Berliner Jahre.

Aber auch neben der Dietrich im Film steht er wieder nur in Kulissen. Die Berliner Realität der Jahre 1976 bis 1978 sind Punk, Christiane F. und die "Kinder vom Bahnhof Zoo". Das ist aber eher die Realität von Iggy Pop, der schon Punk war, bevor es Punk überhaupt gab, und der eben nicht wie Bowie als Herrenreiter in spe nach Berlin gekommen war, sondern "um in der Heroinhauptstadt der Welt Drogen zu schießen". Was er dann auch tut. Bowies Kontakt mit der Echtzeit fällt eher sporadisch aus, weil er nach genauem Plan und abgeschottet im Studio arbeitet.

Aber immerhin tauchen Bowie und Iggy Pop bei der Eröffnung des legendären Punkclubs "SO 36" in der Kreuzberger Oranienstraße auf, am 12. August 1978. Sie rauschten, wie sich Thomas Schwebel von den Fehlfarben erinnert, "in ihrem cremefarbenen Mercedes an. Bowie sah völlig scheiße aus mit seiner getönten Brille und seinem weißen Anzug. Eher wie ein Zahnpastavertreter." Alle stürzten sich auf Bowie, Iggy Pop aber verschwand auf der Toilette. Später soll Iggy alias Jim Osterberg dann Judenwitze erzählt haben, "und das als amerikanischer Jude", sagt Schwebel: "Von den Deutschen hat keiner das Gesicht verzogen. Aber die beiden haben sich totgelacht."

Sie sollen auch im Hansa-Studio wahnsinnig viel gelacht haben. Aber auch wenn Bowie damals eine noch so große Klappe hatte - ganz geheuer war ihm die Stadt nicht. Einmal provozierte der Berliner Toningenieur vom Fenster im vierten Stock aus die Vopos auf den Wachttürmen jenseits der Mauer - da flohen Bowie und sein Produzent Tony Visconti panisch unter das Mischpult. Heute sieht man vom vierten Stock nur Backstein und Glas: die "Deutsche Bahn Projektbau GmbH" gegenüber, den farblosen Potsdamer Platz, den Debis-Turm, Gestrüpp auf unbebauter Brache am U-Bahn-Damm.

Ein todlangweiliger Ort in der stählernen Julisonne, aber sie kamen trotzdem alle in den achtziger Jahren her: erst Depeche Mode, später dann U2, Nick Cave. Sie kamen, um den Zauber zu spüren, den Bowie hier vorfand oder sogar hinterließ. Aber das konnte natürlich nicht funktionieren, weil da nichts war, und deshalb sind die Berliner Alben "Achtung Baby" und "Zooropa" von U2 auch so eine große, peinliche Ranschmeiße geworden, samt bemalter Trabis und Pseudodeutsch. Depeche Mode fanden immerhin industrielle Geräusche in Berlin, die aber die Einstürzenden Neubauten vorher aufgenommen hatten, und sampelten sie für einen Welthit: "People are People". Doch Bowie hatte mit alledem nichts zu tun.

Er hatte auch mit den Berlinern nichts zu tun, sie gefielen ihm, weil sie so schnoddrig über ihn hinwegsahen und er in seiner paranoidesten Drogenphase das allzugut vertragen konnte. "Lodger", so hieß sein nächstes Album von 1979, zu deutsch "Mieter": Berliner Lieder, aber Bowie nimmt sie in Montreux auf. "Ich hatte gar nicht vor, Berlin zu verlassen", sagt er, "ich bin einfach weggedriftet. Vielleicht ging es mir besser." Obendrein wird er für das Theater engagiert, "Der Elefantenmensch", in Denver, Chicago und New York, der erste wirkliche Erfolg auf der Bühne. "Dann war Berlin . . . vorbei." Und wie er gekommen war, so zog Bowie weiter: ein Schauspieler zwischen den Rollen.  TOBIAS RÜTHER


Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 09.07.2006, Nr. 27 / Seite 27

Seine Jahre in Berlin

Antwort #13
Meinen Abo-Zugang kann ich leider nicht kundtun, da dann sämtliche Daten von mir sichtbar sind ...

Word-Version (ohne Fotos) kann ich aber jedem zuschicken, der es mag.

Manchmal doch ganz gut, daß wir konservative Bowie-Fans haben ...  :wink:

Seine Jahre in Berlin

Antwort #14
hey danke  :)
(hab ja nie gewollt das jemand sein Zugang offenlegt.  Abonennten können aber doch den online Text ganz einsehen und "verschleppen"  :wink: )

:knuddel: dankeschön
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