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Thema: Tin Machine | SdT | 19.01.2021 (332-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema - Thema abgeleitet von Amazing | SdT 18.01.2021
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Tin Machine | SdT | 19.01.2021

Tin Machine

Wer oder was ist eigentlich ein oder eine Tin Machine? Ist es dasselbe wie die „tin can“ in der Major Tom verloren um die Erde kreist? Im weitesten Sinne wahrscheinlich schon. Steht die Tin Machine doch für ein imaginäres Fortbewegungsmittel, für eine Art Aufbruch von einem weniger liebenswerten, zu einem besseren Ort.

Zitat
„Tin machine, Tin machine, Take me anywhere”

Und so ist es dann auch möglich, mittels dieser ominösen „Tin Machine“ zu fliehen, die „Phil Collins Jahre“ hinter sich zu lassen und in eine hoffentlich bessere Welt aufzubrechen. Eine Welt, in der man nicht der Versuchung von Alkohol ausgesetzt ist und schaurige Gestalten einem permanent bedrohen. Und so träumt man, zum einen von der glorreichen Vergangenheit, von der Musik der Sixties, der Tour als Sidekick von Iggy Pop und verteufelt zum anderen, die zwar erfolgreichen aber dennoch glatt gespülten letzten Alben, sowie die durch und durch choreographierten Shows der Glass Spider Tour. Die Rettung naht in Form einer Tin Machine.

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„Tin machine, Tin machine, Take me anywhere”

Und um Tin Machine als Bandprojekt zu verstehen, sollte man sich das Interview auf der B-Seite von „Under The God“ anhören. Dass dieses Interview offiziell auf Tonträgern veröffentlicht wurde, zeigt wie wichtig es Bowie war, sich erklären zu wollen. Ständig wird betont, dass Bowie nur ein gleichwertiger Bestandteil der Band Tin Machine ist. Man beruft sich auf Cream, Jimmy Hendrix, Jeff Beck und all dem anderen Sixties Kram. Man verspricht Spaß und Authentizität.

Zitat
„Tin machine, Tin machine, Take me anywhere”

Begeben wir uns nochmal zurück ins Jahr 1989 nach Hamburg ins Docks und reflektieren, was dort geschehen ist:

Erstaunlicherweise gibt es außer einer Audio-Aufnahme von diesem Konzert und einer gestern geäußerten, leicht verstrahlten Erinnerung von @Volker, kaum verwertbares Material in Form von Fotos oder Kritiken. In dem Buch „David Bowie Live 1987 – 2007“ von Wim Hendrike wird herausgestellt, dass Bowie an diesem Abend ein wahrhafter Frontman einer Rockband war, dass das Konzert aber sehr kurz bemessen und auch sonst durchweg recht chaotisch war. Ebenso wird angemerkt, dass die Bühne teilweise in blauen Dunst verhüllt war. Dieses lag an den vier Protagonisten insbesondere an Tony und David, welche sich auf der Bühne scheinbar einen Wettbewerb lieferten, wer an diesem Abend, in kürzester Zeit die meisten Zigaretten rauchte. Dreißig Jahre später kommt einen das recht seltsam vor, an dem Abend aber selbst, habe ich dem keine Bedeutung zugemessen.

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„Tin machine, Tin machine, Take me anywhere”

Dass mit Bowie und seinen „wahrhaften“ Entertainment-Qualitäten kann ich aus meiner Erinnerung heraus so nicht bestätigen. Vielmehr hatte ich an dem Abend das Gefühl, dass Bowie alles versucht hatte, nicht Bowie zu sein. Jede Bowie-Geste wurde im Keim erstickt. Ich erinnere mich an die Andeutung einer Ziggy-Pantomime und dem plötzlichen Zurückschrecken, als das Publikum mit einem Raunen und Applaus reagierte. Das war die Hülle Bowie ohne Bowie zu sein.

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„Tin machine, Tin machine, Take me anywhere”

Das Repertoire, des in der Tat recht kurzen Konzertes bestand aus dem nahezu komplett heruntergespielten Tin Machine-Album inklusive der CD-Bonus-Tracks „Sacrifice Yourself“ und „Run“. Nur „Video Crime“ wurde nicht gespielt. „Video Crime“ ist, warum auch immer, der einzige Song vom ersten TM-Album, der nie live gespielt wurde. Ergänzend zu den Songs gab es dann noch zwei bis dato unveröffentlichte Stücke: Das von Hunt gesungene „Sorry“ in der „Knüppel aus dem Sack“-Version sowie Dylans „Maggies Farm“, welches an dem Abend in einer hektischen Version ihre Live-Premiere feierte. Das war`s.

Zitat
„Tin machine, Tin machine, Take me anywhere”

Tin Machine verschwanden nach knapp 70 Minuten von der Bühne ohne Zugabe.

Zitat
„Tin machine, Tin machine, Take me anywhere”

An dem Abend war ich eher konsterniert als begeistert. Das Vinyl-Bootleg von diesem Tag beinhaltet noch eine Soundcheck-Aufnahme von „I`m sorry“ (ohne Mr. Jones) – die ist wirklich furchtbar und kein Spaß zu hören!

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„Tin machine, Tin machine, Take me anywhere”

Tin Machine, du machst es uns schwer, dich bedingungslos zu lieben, dennoch…

„Fuck you - I ❣️ Tin Machine"

Auf dem Plattenteller rotiert das unentschlossene Tin Machine Debüt-Album. Der Sticker auf der Hülle suggeriert schon gewisse Zuordnungsprobleme: file under: david bowie or tin machine. Ja, was denn nun? Solo-Album oder Band-Projekt?

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„Tin machine, Tin machine, Take me anywhere”

Antw.: Tin Machine | SdT | 19.01.2021

Antwort #1
"take me anywhere"
nix wie raus aus dem spinnennetz! unser freund muss sich befreien, bevor ihn die grosse spinne " mainstream superstar" auffrisst und noch mehr ideenlosigkeit und lieblosigkeit verbreitet wird!
und nun?
ach, wäre ich doch iggy! der kann allen seinen mittelfinger zeigen, einfach so, das kann unser freund nicht.
ok, das lässt die britische erziehung so auch nicht zu, aber dann hole ich mir doch die sales brüder, da kracht es ordentlich im konzert, die kenne ich, das sind "bad boys", da habe ich wenigstens ein wenig iggy...
und wie verwegen ich doch mit bart aussehe!!!
" tin machine" rumpelt, kommt laut, schnell und " auf die fresse" daher, ja, das will unser freund jetzt!
er will sich befreien, doch stellen wir uns mal ein anderes cover vor...
eines, wo wir kein bandfoto sehen, wo die bandmitglieder nicht namentlich erwähnt wären.
hätte das album dann überhaupt jemand gekauft, bis auf die hardcore fans, die stets alles herausbekommen und im kleinen zirkel gewusst hätten, dass unser freund teil der band ist?

bowie rockt und rumpelt, aha...
doch wie heisst es doch so schön?
man muss erst chaos erzeugen, um ordnung entstehen zu lassen.
" tin machine, take me anywhere"!
bring mich irgendwo hin, egal wo, nur raus aus dem spinnennetz!
ich kann mich nicht in luft auflösen, ich bin nicht iggy, doch hier ist meine britisch, galant - charmante version des mittelfingers!
ich mag nicht mehr mit den big boys tanzen!

@sway: deine texte hauen mich um! ganz grosses kino!!!!

Antw.: Tin Machine | SdT | 19.01.2021

Antwort #2
Endlich läuft sie hier. Die Tin Machine . Ja, was ist das überhaupt? Berechtigte Frage. Fragt man meine zweitbeste Freundin der Maschinen der letzten Monate, so sagt der DeepL: Blechmaschine. Aha. Bringt mich überall hin. Ach so.

Frage ich meinen besten Freund der Maschinen, so sagt der:

"Die Erkennungsmelodie von Bowies vielgeschmähtem Rock-Outfit Ende der 80er ist tatsächlich eine ihrer besseren Darbietungen, eine Scary Monsters-Retrade, die eine Reihe von gewalttätigen Bildern über ein wütendes Gitarrenriff legt. Der fragmentierte Protesttext bietet einen frühen Vorgeschmack auf den didaktischen Ton des Albums, in dem Bowie gegen "buckelnde Tories, mit Spucke am Kinn, die die Zukunft meiner Kinder zerstückeln" wettert; das einzige Versprechen, diesem "Psycho-Zeitbomben-Planeten" zu entkommen, ist, "ein neues Computer-Ding zu bauen, das mich auf den Mond bringt". Es gibt einen Hinweis auf die Zimmer-Retreats von "Sound And Vision" und "All The Madmen", einem Song, den Bowie kürzlich live aufgeführt hatte: "Burning in my room ... I'm not exactly well" ist bemerkenswert nah an "talking to my wall, I'm not quite right at all". Leider wird der Track durch Bowies Entscheidung getrübt, einen ziemlich albernen amerikanischen Rock'n'Roll-Akzent an den Tag zu legen, vielleicht um die momentane Beschwörung von "Blue Suede Shoes" zu unterstützen. Das Stück wurde als Doppel-A-Seite mit "Maggie's Farm" veröffentlicht. Julien Temples Tin Machine-Promo-Film enthält eine inszenierte "Live"-Performance, bei der Fans die Bühne stürmen und Bowie bei der anschließenden Randale Blut spuckt; diese 1'12"-Sequenz wurde 2007 als Download veröffentlicht. Der Song wurde während der ersten Tin-Machine-Tournee und gelegentlich auch auf der zweiten live gespielt."

So langsam wünsche ich es mir auch. Ein Computer-Ding, das mich wegbringt von diesem ganzen Wahn hier. Obwohl, Mond? Nö, danke. Da gibt's nicht so coole Mucke wie "Tin Machine" und schon gar keine phantastischen @sway99 Stories. Ich bleib hier. Und bespreche weiter meine "Tin Machine". Und hör sie noch ne Runde. Groovt. Fakt.

Love on ya, Dudes ❣ Großgroßgroß, die Woche...

🤡

Antw.: Tin Machine | SdT | 19.01.2021

Antwort #3
Endlich läuft sie hier. Die Tin Machine . Ja, was ist das überhaupt? Berechtigte Frage. Fragt man meine zweitbeste Freundin der Maschinen der letzten Monate, so sagt der DeepL: Blechmaschine.🤡
 
 

Tin ist nicht nur "Blech" aber auch "Zinn" - Also sehen wir auf dem Cover nicht nur Maschinen sondern auch als Soldaten, Zinnsoldaten... :-\

Reinhold

Antw.: Tin Machine | SdT | 19.01.2021

Antwort #4

 

Tin ist nicht nur "Blech" aber auch "Zinn" - Also sehen wir auf dem Cover nicht nur Maschinen sondern auch als Soldaten, Zinnsoldaten... :-\

Reinhold

Ah...ja, Zinn kam auch raus...auf Zinnsoldaten kam ich gar nicht! Bei dem Foto kein Wunder 😂

Antw.: Tin Machine | SdT | 19.01.2021

Antwort #5
Little Toy Soldier?

Antw.: Tin Machine | SdT | 19.01.2021

Antwort #6
Das dachte ich mir, dass du aus der Deckung kommst 🤣🤣👏. Na ja, wenn man* über die Maschinen zum Zinn nachdenkt, wirds schon schnell komisch...

Antw.: Tin Machine | SdT | 19.01.2021

Antwort #7
Zitat
Jede Bowie-Geste wurde im Keim erstickt. Ich erinnere mich an die Andeutung einer Ziggy-Pantomime und dem plötzlichen Zurückschrecken, als das Publikum mit einem Raunen und Applaus reagierte. Das war die Hülle Bowie ohne Bowie zu sein.  

@sway99  Ui, das ist interessant. Somit hat sich David dann 1991 schon wieder wohler in seiner Haut gefühlt, was? Wenn ich daran denke was er da auf den Videos für leckere Shows abgezogen hat ;)

Auch wenn ich wie gesagt von den Songs das erste Album mittlerweile gleich gern oder lieber mag - der heutige SdT ist eher kein Favorit von mir. Persönlichen Senf hab ich auch nicht, also kommen hier die Lyrics und Tubies :)

Tin Machine


Tin machine
Tin machine

Take me anywhere
somewhere without alcohol
Or goons with muddy hair

Tin machine
Tin machine

Tin machine
Tin machine

The zombies that I pass
The guy that beats his baby up
The preachers and their past

Tin machine
Tin machine

Tin machine

Baby doll
Baby doll

Clarity and power
There's more than money moving here
There's mindless maggot glare
Working horrors-humping Tories
Spittle on their chins
Carving up my children's future
Read 'em pal and grin

Raging raging raging
Burning in my room
C'mon and get a good idea
C'mon and get it soon
I'm waiting on the fire escape
I'm not exactly well
I'm neither red nor black nor white
I'm grey and blown to hell

Tin machine
Tin machine

Make some new computer thing
That puts me on the moon
Not this psycho-time-bomb planet
Poised to meet its maker
Shake a leg

Tin machine
Tin machine

One sick deathless duty to remain endangered species
They reach right out to touch someone
Then wash their crusty hands

Tin machine
Tin machine

Baby doll
Baby doll

Blue suede tuneless wonders
Mass confusion-faithless blues
Night that spews out watchmen
Mopping up another fortune
Fractured words and branca-sonic
Anger trapped behind locked doors
And right between the eyes


Albumversion


Interview 1989


Nine Track Compilation


Amsterdam 1989


Hamburg 1989 (Audio, ab 18:25)


LG Simone


Antw.: Tin Machine | SdT | 19.01.2021

Antwort #8
@sway99  Ui, das ist interessant. Somit hat sich David dann 1991 schon wieder wohler in seiner Haut gefühlt, was? Wenn ich daran denke was er da auf den Videos für leckere Shows abgezogen hat ;)

Meiner Meinung nach war das Hamburg 1989 Konzert total verkrampft. Eine ganz seltsame Nummer, aber Erinnerungen können auch trügen!




Antw.: Tin Machine | SdT | 19.01.2021

Antwort #9

Tin ist nicht nur "Blech" aber auch "Zinn" - Also sehen wir auf dem Cover nicht nur Maschinen sondern auch als Soldaten, Zinnsoldaten... :-\

Reinhold

Nochmal zum Thema Blechmaschine. Bei O`Leary ist wie oft noch eine weitere Interpretation zu lesen:

"Der Name selbst war ein nachträglicher Einfall. "Uns fiel kein guter Name ein, also wählten wir [einen] aus einem Song des Albums", sagte Bowie 1989 in einem Radiointerview. "Tin Machine" war die offensichtliche Wahl (obwohl Bowie in einem alternativen Leben als Frontmann von Crack City auftrat), da es als Anspielung auf Led Zeppelin und Iron Butterfly funktionierte und Bowies Absichten signalisierte: ein Auto, d.h. eine Blechmaschine, ist ein Mittel, um aus der Stadt herauszukommen und sich auf den Weg zu machen, um irgendwo anders hinzukommen.

Gabrels, der bei der Veröffentlichung des Albums von Spin interviewt wurde, sagte, dass "Blech" symbolisch sei, weil es zwar wie ein "archaisches Material" wirke, aber eigentlich überall zu finden sei - Dosen in Supermärkten, verrostete Schrottteile auf der Straße. "

Sind wir da irgendwie wieder beim Auto-Gen und dem Jaguar E in der Tiefgarage ;)?

...und es wird immer bunter und mysteriöser wie so oft - hier noch ein paar Bemerkungen, die ich zum Thema ertrüffelt habe:

"Eine "Blechmaschine" könnte ein Auto sein, aber auch das "Blechdosen"-Raumschiff, mit dem Major Tom den Planeten Erde auf Distanz hielt. Es könnte auch Gunter Grass' Blechtrommel sein, begleitet von glaszerspringenden Schreien (Gabrels?), die als Protestschreie eines Wichtels (oder einer Wichtel, einer Art weinender Gnom) gegen den Faschismus ausgestoßen werden. Und es würde zu all diesen Bildern passen, wenn Tin Machine ein Vehikel für die Art von ursprünglichem Protestgeheul wäre, das Ginsberg in Howl ausstieß. Lesen Sie sie, Kumpel, und weinen Sie, dann schreien Sie wie ein Baby.

Ein paar literarische Nebenbemerkungen werden erwähnt. Die TM-Texte scheinen eine Menge angelsächsischer Alliterationen zu verwenden - "mindless maggot glare" und "money moving" und "beats his baby" - was einen an Beowulf (das Monstertöter-Epos) und The Seafarer und The Wanderer denken lässt; die literarische Version der Rückkehr zu den Rock-Basics (Auden ging an einigen Stellen diesen Weg). Und es scheint, dass, wenn dieser schwarzzahnige und machohafte Dichter Baal in den späten 1980er Jahren eine Rockband gegründet hätte, es vielleicht Tin Machine gewesen wäre. Oder zumindest etwas, das von der TM-Blaupause inspiriert war: ein spontaner Aufschrei des visionären Ekels der Bohème gegen die bürgerliche Gesellschaft."

Jetzt ist Schluss...könnte scheinte hätte würde... ob was dran ist oder nicht... nobody knows...oder?

 
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