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Thema: A Foggy Day (In London Town) | SdT 07.02.2021  (475-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema
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A Foggy Day (In London Town) | SdT 07.02.2021

A Foggy Day (In London Town)

Die Brüder Gershwin schrieben den Song wie auch andere für den Film „A Damsel in Distress“. Ira Gershwin schlug für diesen Song das Thema Nebeltag in London vor. Sein Bruder setzte sich ans Klavier, und binnen einer Stunde waren die Musik und der Text des Refrains fertig. Ursprünglich sollte der Film, in dem der Song von Fred Astaire gesungen wurde, sogar "A Foggy Day (In London Town)" heißen.

Der Titel wurde in unzähligen Versionen eingespielt, so von Tony Bennett und Mel Tormé, mehrmals von Ella Fitzgerald, zunächst im Duo mit Louis Armstrong (Ella and Louis 1956), später auf ihrem Gershwin-Songbook-Album (Ella Fitzgerald Sings the George and Ira Gershwin Songbook 1959), und mehrmals von Sarah Vaughan (etwa Sarah Vaughan Sings George Gershwin 1958).
David  interpretiert den Song für das Album Red Hot  + Rhapsody (The Gershwin Groove, 1998).

Ich finde seine Interpretation diese Songs grandios, unglaublich.

Badalamenti hatte David Lynchs "Lost Highway" vertont, für den Bowies "I'm Deranged" verwendet worden war, und Bowie war ein Fan von ihm. Im Juli 1998, arbeiteten die beiden in einem New Yorker Studio an ihrer Version des Songs.

Ich denke David hat den Song nicht ohne Grund interpretiert, Es passt in seine Kindheit von einem verlorenen London. Er wollte unbedingt diesen Song interpretieren.

Wusstet ihr, dass Bono einmal darum gebeten hat, auf einem Track zu singen, nur um dann gesagt zu bekommen, dass es stattdessen Bowie angeboten worden war?

Eines der AIDS-bezogenen Projekte während der 90er Jahre war die Red, Hot-Serie von Alben. U2 nahm am ersten teil, Red, Hot + Blue, eine Hommage an die Songs von Cole Porter. Für dieses Album nahmen U2 eine Version von "Night and Day" auf, die einen Hinweis darauf gab, was auf dem nächsten Album zu hören sein würde.

1998 wurde die Red, Hot-Serie um Red, Hot + Rhapsody erweitert, eine Hommage an die Songs von George Gershwin. Es war die 12. Veröffentlichung in der Red, Hot-Reihe von Alben. Als Besonderheit wurde jeder Song nicht von einem, sondern von zwei Künstlern neu interpretiert. Das Album wurde im Oktober 1998 zu Gershwins Geburtstag veröffentlicht.

Der Komponist Angelo Badalamenti wurde ausgewählt, um an dem Album mitzuwirken. Badalamenti ist bekannt für seine Arbeit an der Vertonung vieler Filme und Fernsehserien, oft in Zusammenarbeit mit dem Regisseur David Lynch.

Badalamenti erzählt, wie er zu dem Projekt kam:

Zitat
Das diesjährige Konzept, so sagten sie, wären George Gershwin-Songs, aber es muss eine Zusammenarbeit zwischen zwei Personen sein. Wir würden uns freuen, wenn Sie eine dieser Personen wären und dann ein Sänger dazu käme.' Und ich sagte: 'Ok - aber ich würde gerne meinen eigenen Gershwin-Song aussuchen.' Also wählte ich "A Foggy Day In London Town", weil ich wusste, dass ich diesen Song mit seiner Strophe nehmen und ihn düsterer machen konnte, ihn sehr langsam machen und ihn wirklich zu Angelo Badalamenti machen. .

Ursprünglich hatte Badalamenti den Track mit seinen eigenen Vocals geschnitten, aber die Plattenfirma wollte das Konzept der Kollaboration für das Album beibehalten. Die Plattenfirma teilte Badalamenti mit, dass sie seine Aufnahme nehmen und sich an verschiedene Gesangskünstler wenden würden, um zu sehen, wer interessiert wäre. Später in der gleichen Nacht, als Badalamenti im Studio arbeitete, nahm sein Ingenieur einen Anruf entgegen und es war David Bowie. Bowie fragte: "Bitte, bitte lass mich der Sänger darauf sein." Und Badalamenti stimmte zu und sagte David Bowie, dass es seins sei.
Nur wenige Stunden später, um 7 Uhr am nächsten Morgen, erhielt Badalamenti einen weiteren Anruf. Diesmal war es Bono.

Zitat
Am nächsten Tag, um sieben Uhr morgens, bin ich zu Hause und das Telefon klingelt. Ich höre dieses Rauschen. "Angelo, Angelo!" "Ja, wer ist da?" "Hier ist Bono. Ich bin in einem Auto, ich bin in Irland. Ich habe diesen Titel gehört. Ich bin so beschäftigt. Ich bin auf Tournee. Ich arbeite mit meiner Band an einem Album, und ich habe zehntausend Dinge zu tun. Das Letzte, was ich hören wollte, ist ein Track wie dieser. Aber würdest du mich bei diesem Stück den Sänger spielen lassen?"

Ich sagte: "Bono, Mann, das wäre toll, aber letzte Nacht habe ich mich mit Bowie verpflichtet."
 
Und Bono sagte: "Nun - er singt auch gut

Wäre Bono also nur ein bisschen schneller gewesen, hätte er vielleicht auf dem Track von Red, Hot + Rhapsody von 1998 gesungen, aber stattdessen ist er hier mit Bowie am Gesang.

Gut das es so gekommen ist, denn ich liebe Davids Interpretation sehr.

Lyrics

I was a stranger in the city
Out of town were the people I knew
I had that feeling of self-pity
What to do? What to do? What to do?
The outlook was decidedly blue
But as I walked through the foggy streets alone
It turned out to be the luckiest day I've known

A foggy day in London Town
Had me low and had me down
I viewed the morning with alarm
The British Museum had lost its charm
How long, I wondered, could this thing last?
But the age of miracles hadn't passed
For, suddenly, I saw you there
And through foggy London Town
The sun was shining everywhere




Ursprungsversion Fred Astaire



LG
Petra


Antw.: A Foggy Day (In London Town) | SdT 07.02.2021

Antwort #1
Interessant, die Entstehungsgeschichte dieses wunderbaren Songs, den ich sehr liebe. Und Gott sei Dank war Bowie schneller als Bono :)

Antw.: A Foggy Day (In London Town) | SdT 07.02.2021

Antwort #2
Danke @Petralpz, wieder etwas gelernt.
Ich wusste weder von Badalamenti noch dass Bono den Song auch singen wollte.
Wär sicher auch nett geworden, ich mag Bono/U2 ja durchaus auch sehr gern.

Aber ja, gut so, dass er zu langsam war. Davids Interpretation ist wirklich wunderschön.

Die CD hab ich auch in meiner Sammlung, aber ob ich sie je ganz gehört habe kann ich gar nicht sagen.

Naja, daran wird sich wohl auch heute nichts ändern, da ich die CD nicht erreichen kann. Und auf Spotify ist das Album wohl nicht. Also werde ich mich mit dem Song von YT begnügen.

LG Simone

Antw.: A Foggy Day (In London Town) | SdT 07.02.2021

Antwort #3
Großartig düster. Der perfekte Soundtrack für den eisigen und trotzdem leicht verschleierten morgendlichen Blick aus dem Fenster. Auch bei mir war  die Entstehungsgeschichte von "A Foggy Day (In London Town)" nicht präsent. Danke @Petralpz .

"A Foggy Day (In London Town)" in der Interpretation von Bowie habe ebenfalls erst vor einigen Jahren entdeckt und bislang auch nicht offiziell auf Tonträger. Aber zum Glück gibt es ja Bootlegs und hier lege nun wiederholt diese Woche die formidable "Instant Star"Scheibe aus dem Jahre 2016 auf. Vereint sind hier diverse Collaborations, aus den 1994 bis 2005. Klasse zusammengestellt und auch in einem Rutsch gut hörbar. Ich wundere mich gerade über den recht unverschämten Preis auf Discogs, da man* die Platte bei Release, und der ist ja noch nicht so lange her, recht günstig für unter 30,-- € erwerben konnte.

David Bowie - Instant Star | Veröffentlichungen | Discogs

Von den auf  "Instant Star" veröffentlichen Titels haben wir übrigens vier Stücke noch nicht besprochen (oder in Planung). Ich sollte die Platte also noch nicht allzu weit wegsortieren.



Antw.: A Foggy Day (In London Town) | SdT 07.02.2021

Antwort #4
"Why the hell have I not heard this"  kommentiert ein User bei YT. Frage ich mich auch und danke der lieben @Petralpz für die Erhellung und ausführliche Einführung. Immer mehr lässt sich erahnen, wie weit über 600 Songs zusammen kommen.

Stimmungsvoll, das trifft es auf den Punkt. Toll! Aus der Erzählung von Badalamenti lässt sich einmal mehr eindrucksvoll ablesen, was für ein Ausnahmeinterpret unser Freund war. Tiefe Verneigung vor diesem Talent! Lest mal:

Zitat
Bowies stimmungsvolle Coverversion des Gershwin-Standards (aus dem Filmmusical A Damsel In Distress von 1937) wurde 1998 in Zusammenarbeit mit dem Twin-Peaks-Komponisten Angelo Badalamenti aufgenommen und auf dem Wohltätigkeitsalbum Red Hot + Rhapsody zum hundertjährigen Jubiläum von Gershwin veröffentlicht. Der Anstoß für die Aufnahme kam von Badalamenti: "Der Song wurde immer mit einem lebendigen, swingenden, beschwingten Gefühl behandelt", erklärte er 2016, "aber ich hatte andere Ideen dazu. Ich könnte den Song ganz anders machen, das Tempo ganz langsam nehmen, ihn ein bisschen abstrakt machen und trotzdem die Schönheit des Songs selbst behalten." Badalamentis Demo wurde an mehrere Sänger geschickt, und Bowie kontaktierte ihn sofort, um seine Dienste anzubieten, wobei er offenbar Bono den Job vorzog. Badalamenti erinnerte sich, dass David "eine große Stimme" für seine erste Gesangsaufnahme verwendete, aber der Komponist schlug ihm vor, dass "weniger mehr ist. Er sah mir direkt in die Augen und sagte: 'Ich verstehe', und er senkte seine Stimme auf ein Sotto voce, schön weich und warm und entspannt, und brachte die Sache in einem Take unter Dach und Fach. Und was Sie auf dieser Platte hören, ist genau das. Es war ein wahr gewordener Traum, und es ist eine wunderschöne, wunderschöne Aufnahme."

Ach Mensch...einfach nur schön an diesem verschneiten Sonntagmorgen...

LG
🤡

Antw.: A Foggy Day (In London Town) | SdT 07.02.2021

Antwort #5
beautiful!
mehr worte braucht es nicht!
das ist formvollendete schönheit für die ohren!
unser freund legt so viel gefühl in diesen klassiker, dass es fast schon schmerzt, ihn zu hören! beautiful!
ganz ganz grossartig zusammengefasst, petra!
ich kannte nur bruchstücke der entstehungsgeschichte !
die bowie vs. bono story kannte ich und bin heilfroh, dass david den vortritt bekam!
die gershwin guys begleiten mich seit meiner frühesten kindheit, genau wie cole porter, da man damals in den 70ern viel häufiger mit interpretationen ihrer songs konfrontiert wurde.
ich bin auch ein grosser fred astaire fan seit ich ganz klein bin und " a foggy day" war daher kein fremder song für mich.
als die red+hot serie startete war ich daher umso gespannter, was die diversen künstler aus den vielen songs meiner frühen kindheit machen würden.
da begegnen einem doch sehr eindrucksvolle versionen, von gruselig bis grossartig!
und unser freund stellt mal wieder alles und alle in den schatten, da er genau diesen typischen " gershwin - nerv" für mich trifft!
diesen leicht melancholischen, schwermütigen und in gedanken versunkenen typischen gershwin sound!
so wird heute, dank petra,  der tag von " a snowy day ( in berlin town) zu " a foggy day( in london town)"
beautiful!!!

Antw.: A Foggy Day (In London Town) | SdT 07.02.2021

Antwort #6
Kannte ich bisher noch garnicht.
 Vielen Dank für die Auswahl als SdT, Petra. Mal wieder was neues kennengelernt. :)

Antw.: A Foggy Day (In London Town) | SdT 07.02.2021

Antwort #7
Mir geht gerade auf, dass er den Song ja auch in einem sehr ruhigen Jahr aufgenommen hat. Hätte mich jemand gefragt was David 1998 gemacht hat, so wären mir spontan wohl nur das Howard Stern Interview und die beiden Filme eingefallen.
Und Fotos gibt es aus dem Jahr ja sonst auch nicht viele, da ist es schön die mit Angelo Badalamenti zu sehen 😍

LG Simone

Edit: Naja ok, es gibt doch schon einige Bilder von 1998...auch mit Bryan Ferry und bei seiner Kunstausstellung :)

 
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