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Thema: Kaizers Orchestra (576-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema
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Kaizers Orchestra

Nicht nur in Großbritannien oder Amiland werden Bands gehypt bis zum Umfallen. Auch in Norwegen gibt es DIE Entdeckung der etwas anderen Art von Rock'n'Roll. Das Kaizers Orchestra vermischt rockige Sounds mit ost-europäischem Einfluss, dem Blues eines Tom Waits und poppigen Schmacht-Hymnen. Ihr Debütalbum Ompa Til Du Dor verkauft sich in kürzester Zeit über 90.000 Mal und ist somit die erfolgreichste Rockplatte in norwegischer Sprache. Aber nicht nur, dass sie in ihrer Heimatsprache singen, macht den Erfolg dieses Sextetts aus. Sie werden als weltbeste Liveband gehandelt, und davon sind nicht nur die skandinavischen Fans überzeugt. Auf dem Haldern Festival 2003 ist das lustige Orchester die Überraschung des Jahres. Als Belohnung für ihre wahnsinnigen Bühnen-Shows hagelt es schon zahlreiche Awards und Auszeichnungen.



Jan Ove Ottesen (Gesang, Piano, Resonanzkörper), Geir Zahl (Gitarre, Gesang), Terje Vintersto (Gitarre, Mandoline), Rune Solheim (Schlagzeug, Perkussion), Helge Risa (Pumporgel, Piano) und Jon Sjoen (Bass) gründen 1998 in Bergen (Norwegen) ihr ungewöhnliches Orchester. Bevor der große Durchbruch gelingt, heißt es jeden Tag: "Book your own fucking life". Man organisiert jede Menge Auftritte, und das Schwitzen lohnt sich. Schon jetzt sind die Kaizers-Konzerte legendär. Mit den gängigen Instrumenten Schlagzeug, Gitarre und Bass machen die sechs jungen Männer zusätzlich mit schrägen Musikalien auf sich aufmerksam: Kontrabass, Pauken, Orgel, Ölfässer und sonstige Blechutensilien werden geklopft, gehämmert und geprügelt.

2001 gelingt es ihnen, auf einem kleinen Osloer Label (Farmen) ihr Debütalbum "Ompa Til Du Dor" zu veröffentlichen. Im selben Jahr folgen 150 Konzerte innerhalb des nicht gerade übergroßen Landes Norwegen. Im Sommer 2002 geht es auf die Festivalbühnen. Der Auftritt in Roskilde in Dänemark wird nicht nur von der Presse hoch bejubelt. Das Zelt scheint aus allen Nähten zu platzen. Es kommen über 14.000 Fans, um das wahnsinnige Orchester live zu erleben. Neben Radiohead und David Bowie wird auch der Auftritt des Kaizers Orchestra in Dänemark als beste Show nominiert.

Mittlerweile hat das norwegische Sextett auch hier zu Lande ein hohes Ansehen. Im Sommer 2003 erscheint das Debüt des Orchesters in Deutschland, und auch hier wird das Publikum in den nordischen Bann gezogen. Nur ein Jahr später veröffentlichen sie bereits den Nachfolger "Evig Pint". Etwas düsterer und verspielter gehen sie hier zu Werke. Beim Mitsingen dürfte man zwar als nicht studierter Skandinavist seine Schwierigkeiten haben, aber Polka tanzen kann auch der steifste Deutsche. Spätestens nach dem fünften Bier.

Special zum neuen Album "Maestro" auf FM4
Di 16 08 - 19 - 21Uhr



Aus dem nördlichen Musikmekka Norwegen kommt eine der musikalisch eigenwilligsten und soundtechnisch eigenständigsten Bands, auch in diesem Jahr 2005: Das Kaizers Orchestra liefert mit dem dritten Studioalbum 'Maestro' das bisher zugänglichste Werk ihrer fast 6jährigen Karriere ab und lässt damit auch labeltechnisch die Indie-Zeiten hinter sich. Der Major Universal hat sich den Kaizers angenommen und synchronisiert von nun an die Veröffentlichungen in ganz Europa. 'Maestro' bietet neben den typisch soundgewaltigen, energetischen Rocksongs mit Ölfässeren und Stahlhelmen (wer schon mal eine Live-Show gesehen hat weiß, was hier gemeint ist) unglaublich schöne balladeske Nummern, die sich mit viel Gefühl und ebenso viel ironischem Witz mit der Nachkriegszeit und dem Heilen der Kriegsopfer befassen. Typisch Kaizers eben.

http://www.kaizers.no/
http://www.kaizers.de/

Kaizers Orchestra

Antwort #1
Hast du Kaizers Orchestra schon mal live gesehen? Wenn du die Möglichkeit hast, unbedingt hingehen! Es lohnt sich!! 8)

Kaizers Orchestra

Antwort #2
Des Kaizers neue Platte

Wenn die sechs Norweger des Kaizers Orchestra die Bühne betreten, so ist es meist mit schicken Anzügen und Gasmasken. Eingehämmert wird auf Ölfässer und abmontierte Autofelgen. Und das alles ergibt dann nordische Rockhymnen, die scheinbar den Spirit von organisch wütenden Tom Waits Songs in sich aufgesogen haben. Nicht nur ich huldige hier dieser außergewöhnlichen, eigenständigen und vor allem eigenwilligen Band. Mein Kollege Dave Daddy D Dempsey hat schon einmal ungebremst über ihre Livequalitäten berichtet.

Wir konzentrieren uns jetzt mal auf ihre Studioarbeit. Genauer auf den neuesten, dritten Streich: 'Maestro'.
 
Des Kaizers neue Seite
Ich habe damit nicht angefangen, ich schwör's!
Sänger und Mastermind Janove Ottesen hat mir gleich zu Beginn ganz von selbst zu erklären versucht, warum das Orchester des norwegischen Kaizers nach fast sechs Jahren den Indiepfad verlassen hat, um an Bord des Majordampfers Universal Music anzuheuern:

Janove: "Wir glauben daran, dass aus diesem Album weit mehr werden kann als aus den Vorgängern. Um das herauszufinden, muss man einen Schritt weiter gehen, ein Level höher hinauf und mit professionelleren Leuten zusammenarbeiten. Also mit einem Majorlabel."

Denn nur solch ein großer Konzern kann eine Platte simultan in ganz Europa auf den Markt bringen, mit der dazugehörigen Medienresonanz, versteht sich.

Dass dies gerade mit dem neuen Album 'Maestro' passiert, kommt nicht von ungefähr.
   
Des Kaizers neue Songs
Zugänglicher.
Vom ersten Ton an.
Oder zumindest von der ersten Melodie an, die einen durch 'KGB', den Opener des neuen Kaizers-Albums, leitet. Auch der darauf folgende Titelsong 'Maestro' hat eine eindeutige Hookline, die Mitsingcharakter aufweist.

Während der unverwechselbare Kaizers-Sound gleichgeblieben ist, spielen sich die Norweger um Janove Ottesen mehr mit Stilen, die sie von Song zu Song gekonnt aufeinanderprallen lassen. Ist das aberwitzige 'Blitzregn Baby" noch eine perfekte Garagen-Rock Nummer (die selbst ihre schwedischen Nachbarn nicht besser machen könnten), wird kurz darauf 'Dieter Meyers Institusjon' zu einem tieftraurigen, balladesken Wunderwerk an Herz-Schmerz-Melodien und Bläsersätzen, die in einem furiosen Metall-Percussionfinale gipfeln. Und der gefühlvollste und zugleich schönste Song 'Christiania' lässt die Songschreiberqualitäten des Kaizers Orchestras transparent werden.
   
Des Kaizers neue Texte
Zurecht stehen die Zeichen bei dem dritten Werk 'Maestro' auf Erfolg. Und da kann hoffentlich auch die Sprache des Orchestras nichts daran ändern. Denn Majordeal hin oder her, gesungen wird konsequent nach wie vor auf norwegisch. Dass dies nicht ein Nachteil, sondern eher das Ass im Ärmel sein kann, wird klar, wenn man bedenkt, wie viele Bands auch heute noch hilflos ihre Eigenständigkeit suchen. Davon hat das Kaizers Orchestra zum Glück genug.

Janove: "Es gibt auf dieser Erde keine einzige Band, die so klingen wie wir und norwegische Texte haben. Das ist unmöglich. Also sind wir auch 205 noch zu 100% einzigartig, und das ist schon ein Leistung. Wenn wir plötzlich Englisch singen, würden wir unsere Einzigartigkeit verlieren und wie hunderttausend andere Bands klingen."

Die Texte stehen dabei an zweiter Stelle hinter der Musik und haben hauptsächlich die Funktion des Mitsingens zu erfüllen.

Janove: "Wenn bei Kaizers Orchestra die Texte das wichtigste wären, hätten wir ein Buch geschrieben."

Aha, verstehe. Typisch Kaizers Orcherstra.

Hier sei (trotzdem) kurz erwähnt, dass es auf 'Maestro' nicht mehr um Krieg im Sinne des Schlachtfeldes geht, sondern um die Nachkriegszeit, in der Krankenhäuser und Anstalten betreten werden, in denen traumatisierte Kriegsopfer ihren Weg zurück ins Leben suchen. Und das alles mit einer gehörigen Portion Ironie.
Typisch Kaizers Orcherstra.
   
Des Kaizers "neuer" Plan
'Maestro' ist ein großartiges Album geworden, das trotz seiner Zugänglichkeit und der damit einhergehenden Öffnung für eine breitere Masse nichts an Eigenwilligkeit verloren hat. Ein wahrlich schönes, abwechslungsreiches, glitzerndes und schrilles Meisterwerk.

Der hintergründige "Kaizers-Plan" ist dabei eigentlich der gleiche geblieben.

Janove: "Es ist wichtig, dass wir uns im gleichen musikalischen Genre bewegen. Natürlich werden wir neue Songs schreiben, aber wir werden nicht unser Konzept verändern. Neue Songs ja, aber im alten Musikgewand. Dann wird alles gut laufen."

Also alles nach dem Motto 'never change a winning team'. Bleibt nur zu hoffen, dass alsbald keine Wiederholungen auftreten, wenn man sich das eigene musikalische Korsett gar so eng schnallt.

Das dritte Album beweist zumindest, dass Kaizers Orchestra auch 2005 noch überraschen können.

 
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