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Thema: Dollar Days | SdT 04.10.2020 (451-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema - Thema abgeleitet von 1984 | SdT 28.09.2020
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Dollar Days | SdT 04.10.2020

Dollar Days

Mit David Bowies  „Blackstar“ habe ich bis zum heutigen Tage meine Probleme – nicht weil ich das Album schlecht finde (ganz im Gegenteil!) , sondern weil es in seiner Intensität so schmerzhaft ist. Trotzdem habe ich mich ja bereits über „No Plan“ drübergetraut und heute folgt eben „Dollar Days“.

Aufgenommen im April 2015 ist für mich der schönste Track auf Blackstar – melancholisch, ohne ansatzweise kitschig zu sein, melodisch und stimmlich wunderschön aber dennoch in manchen Bereichen unversöhnlich.
Dollar Days ist ein „Abschiedsgeschenk“(?) für den Hörer – David singt „Don´t believe (just one second) I am forgetting you“ – schwört „I bemühe mich noch immer (I am trying to) fügt aber zugleich hinzu: „I am dying to“ (auf Englisch sowohl „Ich möchte unbedingt“ aber eben auch „Ich sterbe...“

Diese Zeilen klingen zutiefst aufrichtig – hier öffnet sich ein Mensch bedingungslos und lässt alle Masken fallen. Aber selbst in diesen letzten Monaten gibt es soviel, das verachtenswert ist und das sich doch niemals ändern wird: So sind und waren diese Oligarchen mit ihren schäumenden Münden schon damals widerlich und sie werden es in ihrer Primitivität immer bleiben („Those oligarchs with foaming mouths from now and then“) Und selbst in seiner letzten Stunde verliert er ob dieser Widerlichkeit nicht den Willen „to push their backs against the grain“ and „fool them again and again“...

Doch gibt es auch Dinge, an denen sich David Bowie einfach sattgesehen hat (ich würde es fast „selektiv lebensüberdrüssig“ nennen und von denen er weiß, dass er sie weder jetzt noch in der Zukunft (und das ist eben der Tod...) vermissen wird. So zum Beispiel  diesen „English Evergreens“ (ist das die englische Natur oder ehemals Weggefährten (wie z.B. Elton John(?)) über den Weg zu laufen. „It is nothing to me“ singt David und man spürt und hört an seiner Stimme, dass er es ernst meint.

Dollar Days empfinde ich – wie auch „I can´t give everything away” – als  Abschiedsgeschenk an seine Fans oder letztes Statement des vielleicht größten Popkünstlers des 20. Jahrhunderts. Entwaffnend ehrlich, berührend und doch selektiv bei der Beurteilung jener Menschen und Dinge, die David liebte und die er durch seinen baldigen Tod nicht verletzen möchte und jenen Charakteren, die er ¬ -  unabhängig von seinen persönlichen Verhältnissen („I´ve got no ennemies“..- nur mit Abscheu betrachten kann.


PS: Das beigefügte - wie ich glaube NICHT offizielle Video - finde ich übrigens großartig.




Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #1
eine ganz ganz tolle woche joe!!!
und dein text bringt mich schon fast zum weinen,ohne den song gehört zu haben!
nagel auf den kopf und wieder grosses textkino!
du schreibst ganz fabelhaft!
ob ich mich nachher akustisch oder visuell an dollar days heranwage,weiss ich noch nicht,denn es ist genau wie du schreibst; der song hat diese traurige message des being out of the game und die stimme unseres freundes klingt streckenweise verzweifelt und endlich....
ein unglaubliches album,ein vermächtnis von solcher grösse und intensität...
beispiellos,konkurrenzlos,hier ist der grösste künstler unserer zeit und sein spätwerk!!!
david bowie,das gesamtkunstwerk,der künstler, die ikone,an die sich noch generationen erinnern werden...
der hellste stern am himmel verfinstert sich....

Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #2
@Joe the Lion  Ich kann nur der Misses beipflichten, wieder eine tolle Woche und großartige Texte von Dir, auch wenn ich leider nicht so akiv dabei war. Aber zumindest hab ich die Songs der Woche jeden Tag brav auf Spotify mitgehört.

Aber heute werde ich leider aussetzen. Zwar war ich vor eingen Tagen in einer sehr traurigen Stimmung wegen David, in der ich die Blackstar-Songs beinahe hätte hören können, da sie mich eh kaum noch trauriger hätten machen können - aber heute bisher eigentlich noch nicht, und das möchte ich auch vermeiden.

Ganz besonders "Dollar Days" ist wahnsinnig schmerzhaft für mich, mein absoluter Lieblingssong vom Album, schon von Anfang an.
Zwei Tage war es mir vergönnt ihn unschuldig und ignorant zu hören, und selbst da hat er mich schon ab dem ersten Mal zu Tränen gerührt 😢
Auf der Rückfahrt von Berlin nach Hamburg hatte ich auch noch mit Blammo (Mark Adams) gechattet, und auch ihn hat Dollar Days am meisten gerührt.
Seufz - und am Ende des Gesprächs versuchte ich ihn mal wieder zu überreden David zu verraten, dass er auch selbst eine Band/Projekt hat, aber er meinte er würde es seinen armen alten Ohren lieber ersparen. 😔 Hatte wohl auch Angst, dass es David nicht gefallen könnte...
Schade...wüsste schon gern, was er dazu gesagt hätt. (Sorry, der Senf hatte jetzt natürlich eigentlich nix mit dem Song zu tun)

Hier noch eben die kompletten Lyrics. Der von Dir erwähnte Satz "Don't believe for just one second I'm forgetting you" hat es übrigens schon auf viele meiner vor der Hauptstr. 155 und in Brixton hinterlassenen Kerzen geschafft , und auch ans Mural. Wunderschön 😭😭

Dollar Days

Cash girls suffer me
I've got no enemies
I'm walking down

It's nothing to me
It's nothing to see
If I'll never see the English evergreens I'm running to
It's nothing to me
It's nothing to see

I'm dying to
Push their backs against the grain
And fool them all again and again
I'm trying to
We bitches tear our magazines
Those oligarchs with foaming mouths from now and then
Can't believe I just run second, now I'm forgetting you
I'm trying to
I'm dying to

Dollar days, survival sex
Honor sketching tails to necks
I'm falling down
It's nothing to me
It's nothing to see
If I'll never see the English evergreens I'm running to
It's nothing to me
It's nothing to see

I'm dying to
Push their backs against the grain
And fool them all again and again
I'm trying to
It's all gone wrong for on and on
The bitter nerve is never enough, I'm falling down
Don't believe for just one second I'm forgetting you
I'm trying to
I'm dying to

I'm trying to
I'm dying to

I'm trying to
I'm dying to

I'm trying to
I'm dying to

I'm trying to
I'm dying to


Au Mann...schon beim kurzen Überfliegen der Lyrics kommen mir fast die Tränen, da ich den Song sofort im Ohr hab, seufz 😢

LG Simone

PS: Das Video kenn ich nicht - und werde es vorerst wohl leider nicht kennenlernen (hm, es sei denn ohne Ton 🤔) Aber nein, offiziell ist das garantiert nicht.



Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #3
PS: Das Video kenn ich nicht - und werde es vorerst wohl leider nicht kennenlernen (hm, es sei denn ohne Ton 🤔) Aber nein, offiziell ist das garantiert nicht.
Nein offiziell nicht und irgendwie in die Next Day Ära einzuordnen. Mir kommen einige Szenen bekannt vor, komme aber nicht drauf woher ich sie kenne. Wenn Du das Video nicht schauen möchtest, dann vielleicht den Sceenshot. Irgendwoher kenne ich das... .

Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #4
"Dollar Days" - nie in meinen Leben habe ich ein traurigeres Saxophon gehört. Uff!

@Joe the Lion : Danke für die wunderbaren Erläuterungen, viele Flashbacks und Emotionen!

Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #5
Donny McCaslin erinnert sich, wie "Dollar Days" entstand:

"Bowie wrote the song in the studio. "One day, David just picked up a guitar," saxophonist Donny McCaslin recalled to Rolling Stone. "He had this little idea, and we just learned it right there in the studio. I didn't even remember it until months later when someone told me it was on the album."

Mark Guiliana:
"Dies ist der einzige Song auf der Platte, für den es kein Demo gab. David hat ihn uns im Studio beigebracht, indem er ihn auf der Gitarre spielte und sang. Wir spielten es ein paar Mal herunter und bekamen den Take. James Murphy [von LCD Soundsystem] war im Studio, während wir diesen Song aufnahmen, und er hat mir wirklich geholfen, den Tom-Groove zu erzeugen, der in den Strophen auftaucht. Er ist selbst ein großartiger Schlagzeuger."

LG
Petra

Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #6
Nein offiziell nicht und irgendwie in die Next Day Ära einzuordnen. Mir kommen einige Szenen bekannt vor, komme aber nicht drauf woher ich sie kenne. Wenn Du das Video nicht schauen möchtest, dann vielleicht den Sceenshot. Irgendwoher kenne ich das... .
Liegst schon richtig @Madman mit TND: das Video passt an einigen Stellen zu 'I'd rather be High' in der Luis Vuitton Version... ich finde es zu Dollar Days nicht sooo stimmig. Offiziell ist es natürlich nicht, sondern ein Zusammenschnitt aus verschiedenen anderen Videosequenzen. Der Bezug zum Song erschließt sich mir hier nicht....
Warum? Weil es für mich ein sehr trauriges Stück ist und bleibt. Diese Stimme 😢😭...dieses Saxophon 😢...verströmt eine spezielle Stimmung. Ich höre es nicht oft und auch nicht besonders gern. Zu viele ungute Erinnerungen und die haben nicht nur mit unserem lieben Freund zu tun...


Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #7
Blackstar ist mein am meisten gehörtes Album, habe es ca. 1,5 Jahre täglich gehört, oft mehrmals täglich. Aber das habe ich ja schon oft gesagt. Ich liebe jede Note auf dem Album.

LG
Petra

Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #8
Für mich hat die ★ auch längst ihren "Schrecken" verloren und ich kann sie zum Glück inzwischen wie jedes andere Bowie-Album anhören und das tue ich auch oft. Unser Freund hat sie schließlich für uns produziert, die Platte im Regal verstauben zu lassen, dafür war sie nie gedacht.

Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #9
du hast vollkommen recht und ich bewundere auch petra,weil sie es gut hören kann.

Du musst mich nicht bewundern. Ich habe David nie live gesehen, bin also nicht so nah dran wie du.
Ausserdem brauchte ich nach Davids Tod die Nähe, die mir Blackstar gegeben hat. Dazu kommt, dass Blackstar genau mein Ding ist. ❤️

LG
Petra

Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #10
Cover von Jehnny Beth



Reinhold


Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #11
Leahs Einblick in die musikalischen Merkmale von "Dollar Days", mit dem Schwerpunkt auf seinem eleganten Einsatz von Harmonie.



Reinhold

Antw.: Dollar Days | SdT 04.10.2020

Antwort #12
@Joe the Lion  Ich kann nur der Misses beipflichten, wieder eine tolle Woche und großartige Texte von Dir, auch wenn ich leider nicht so akiv dabei war. Aber zumindest hab ich die Songs der Woche jeden Tag brav auf Spotify mitgehört.

Aber heute werde ich leider aussetzen. Zwar war ich vor eingen Tagen in einer sehr traurigen Stimmung wegen David, in der ich die Blackstar-Songs beinahe hätte hören können, da sie mich eh kaum noch trauriger hätten machen können - aber heute bisher eigentlich noch nicht, und das möchte ich auch vermeiden.

Ganz besonders "Dollar Days" ist wahnsinnig schmerzhaft für mich, mein absoluter Lieblingssong vom Album, schon von Anfang an.
Zwei Tage war es mir vergönnt ihn unschuldig und ignorant zu hören, und selbst da hat er mich schon ab dem ersten Mal zu Tränen gerührt 😢
Auf der Rückfahrt von Berlin nach Hamburg hatte ich auch noch mit Blammo (Mark Adams) gechattet, und auch ihn hat Dollar Days am meisten gerührt.
Seufz - und am Ende des Gesprächs versuchte ich ihn mal wieder zu überreden David zu verraten, dass er auch selbst eine Band/Projekt hat, aber er meinte er würde es seinen armen alten Ohren lieber ersparen. 😔 Hatte wohl auch Angst, dass es David nicht gefallen könnte...
Schade...wüsste schon gern, was er dazu gesagt hätt. (Sorry, der Senf hatte jetzt natürlich eigentlich nix mit dem Song zu tun)

Hier noch eben die kompletten Lyrics. Der von Dir erwähnte Satz "Don't believe for just one second I'm forgetting you" hat es übrigens schon auf viele meiner vor der Hauptstr. 155 und in Brixton hinterlassenen Kerzen geschafft , und auch ans Mural. Wunderschön 😭😭

Dollar Days

Cash girls suffer me
I've got no enemies
I'm walking down

It's nothing to me
It's nothing to see
If I'll never see the English evergreens I'm running to
It's nothing to me
It's nothing to see

I'm dying to
Push their backs against the grain
And fool them all again and again
I'm trying to
We bitches tear our magazines
Those oligarchs with foaming mouths from now and then
Can't believe I just run second, now I'm forgetting you
I'm trying to
I'm dying to

Dollar days, survival sex
Honor sketching tails to necks
I'm falling down
It's nothing to me
It's nothing to see
If I'll never see the English evergreens I'm running to
It's nothing to me
It's nothing to see

I'm dying to
Push their backs against the grain
And fool them all again and again
I'm trying to
It's all gone wrong for on and on
The bitter nerve is never enough, I'm falling down
Don't believe for just one second I'm forgetting you
I'm trying to
I'm dying to

I'm trying to
I'm dying to

I'm trying to
I'm dying to

I'm trying to
I'm dying to

I'm trying to
I'm dying to

...

LG Simone
...

dt.

Kassiererinnen ertragen mich
Ich habe keine Feinde
Ich gehe runter

Es ist nichts für mich
Es ist nichts zu sehen
Wenn ich die englischen Immergrüne nie sehen werde, bin ich auf der Flucht
Es ist nichts für mich
Es gibt nichts zu sehen

Ich werde darauf verrückt
Den Rest der Welt gegen den Strom schwimmen lassen
Und sie alle wieder und wieder zu überlisten
Ich versuche es
Wir zerreißen unsere Zeitschriften
Diese Oligarchen mit den schäumenden Mündern von jetzt auf gleich
Ich kann nicht glauben, dass ich nur Zweiter bin, jetzt vergesse ich dich
Ich versuch's
Ich will unbedingt

Dollar-Tage, Überlebens-Sex
Ehrenvolle Skizzen von Schwänzen an Hälsen
Ich falle
Es ist nichts für mich
Es ist nichts zu sehen
Wenn ich die englischen Immergrüne nie sehen werde, bin ich auf der Flucht
Es ist nichts für mich
Es gibt nichts zu sehen

Ich brenne darauf
Den Rest der Welt gegen den Strom schwimmen lassen
Und sie alle wieder und wieder zu täuschen
Ich versuch's
Es geht alles schief, immer weiter und weiter

Der verbitterte Nerv ist nie genug, ich falle herunter
Denk nicht eine Sekunde lang, dass ich Dich vergesse
Ich versuch's
Ich versuche es so sehr

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Reinhold


 
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